Tag 11: Hochanger Schutzhaus – Mixnitz

Tag 3 unserer Gleinalmüberschreitung sollte eigentlich ein gemütlicher Abstieg vom Schutzhaus zum Bahnhof Mixnitz sein.

Gestern habe ich zum ersten Mal Mitwanderer vom Zentralalpenweg getroffen – in der Früh auf der Gleinalmhütte ein Geschwisterpaar aus Knittelfeld und am Abend Sepp aus Gresten, der die Ruhephase der Altersteilzeit genießt. Sepp ist voriges Jahr im Oktober von Hainburg bis Mixnitz gegangen und gestern abend von Mixnix aufgestiegen. Konkretes Ziel hat er noch keines – solange das Wetter halt passt – lieber Sepp, ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weiterweg, vielleicht treffen wir uns ja mal wieder.

Unser heutiges Ziel ist entspannt – Abstieg nach Mixnitz ist angesagt. Keine Höhenmeter, alles bergab und knapp 20 km – also auch nicht besonders weit. So genießen wir gemütlich und entspannt unser Frühstück und starten um 08:36 von der Hütte. Erst Station ist das Kreuz vom Hochanger, das wir gestern nicht mehr besucht haben.

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Am Hochanger gleich neben der Hütte. Der letzte Gipfel unserer Tour.
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Rückblick auf die Hütte, die gerade generalsaniert wird.

Nachdem wir den Weg vom Eisenpass kennen, erlauben wir uns eine kleine Kurskorrektur und wählen direkt vom Gipfel weg einen Steig hinunter Richtung Zlattengraben. Dadurch wollen wir auch ein paar Meter sparen, denn Sepps linker Fuß ist gerötet und leicht entzündet – er hat Schmerzen, maschiert aber tapfer los.

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Die letzte Fernsicht – unten im Tal befindet sich Bruck an der Mur.

Ohne besondere Highlights geht es zuerst steil runter durch den Wald und anschließend lange den Graben entlang des Zlattebachs hinaus, bis wir nach 3 Tagen Berge Zlatten erreichen und um 10:40 den Kanal überschreiten. Eigentlich geht es nun weiter nach Kirchdorf, doch in Zlatten gibt es anscheinend kein Gasthaus und damit auch keine Stempelstelle mehr, das Gasthaus in Kirchdorf hat heute Montag Ruhetag und so zielen wir das GH Ritchie in Pernegg an. Wir lassen daher Kirchdorf rechts liegen, bleiben östlich vom Ausleitungskanal und überschreiten auf einer Fußgängerbrücke beim Murfeld nach dem Kraftwerk (darum der Kanal) die Mur, wo wir nach rund 200 m um 11:11 das Gasthaus erreichen.

Der Fahrplan verrät uns, dass um 12:39 ein Zug in Mixnitz hält, das ist für die 4 km dann doch etwas knapp, vorallem, weil Sepps Fußschmerzen nicht besser, sondern eher schlechter geworden sind. Meinen Vorschlag, am Bahnhof Pernegg zu warten und ich gehe alleine weiter, lehnt er aber ab. So machen wir gemütlich Rast und brechen um 12:05 auf – Ziel ist es, den Zug um 13:39 zu erreichen.

Nach 50 m Gehzeit gibt Sepp aber auf – die Schmerzen sind zu groß, er kann den Fuß nicht mehr heben. Ich habe vollstes Verständnis und erinnere mich nur zu gut an meine Tortur am Tag 3 von Großhöflein bis Wiesen. So begleitet er mich bis zur Kirche (die ist innen eine Wucht!), geht dann zurück zum Bahnhof Pernegg und ich gehe alleine weiter nach Mixnitz, wo ich um 13:01 am Bahnhof eintreffe und meine Gleinalmüberschreitung erfolgreich abschließe. Den abschließenden Stempel hole ich mir vis a vis im Cafe Regina.

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Am Ziel angekommen – Bahnhof Mixnitz Bärenschützklamm.

76,4 km und 3.454 hm im Aufstieg haben wir geschafft, das Wetter war perfekt (am 2. und 3. Tag fast ein wenig zu warm, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau) und es war ein wunderbarer Abschluss für heuer. Ob ich den 1,5-tägigen Lückenschluss (ab heute fährt ja wieder der Bus auf die Schanz) noch heuer mache oder einfach als Frühlingstour 2019 die Wartezeit auf den Weiterweg Richtung meines 2019er Ziels Obertauern verkürze, entscheide ich noch in den nächsten Wochen.

Statistik Tag 11:

  • Wegstrecke: 15,7 km
  • Zeit 4:19 (aktiv 3:12)
  • Höhenmeter: 79 auf/938 ab

Tag 10: Gleinalm Schutzhaus – Hochanger Schutzhaus

Am Tag 2 überschritten wir nun die Gleinalpe – ein langer und anstrengender Tag wartet auf uns.

Eine überraschend angenehme Nacht mit halbwegs viel Schlaf geht um 6 Uhr zu Ende – heute steht die Überschreitung der Gleinalpe an und bei angegebenen 10 1/2 Stunden reine Gehzeit wollen wir um 7 losmaschieren.

Die Hüttenwirtin ist schon wach und nach einem guten Frühstück starten wir um 7:11 fast pünktlich unseren Wandertag.

Gleich am Anfang geht es zur Sache – der Aufstieg auf den Speikkogel hat es in sich. Nur knapp 1,5 km Strecke – aber 400 hm und so erreichen wir um 08:02 den Gipfel, der sich bis kurz vor unserem Eintreffen in Nebel verhüllt hat. Der Wind bläst uns kalt um die Ohren und so machen wir das obligatorische Gipfelselfie und stapfen gleich weiter – Gipfelfotos werden wir heute ja eh noch ein paar machen. Für die Statistik: Der Speikkogel ist mit 1988 m nicht nur der höchste Punkt heute, sondern auch der höchste Punkt am Zentralalpenweg von Hainburg bis Knittelfeld und ist passend zum bisherigen Wegverlauf ein reiner Wanderberg ohne jegliche technische Herausforderungen. Macht aber nix, ist trotzdem genauso schön.

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Ein letzter Rückblick – das Gleimalm Schutzhaus versteckt sich aber in den Wolken.
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Der Speikkogel ist erreicht, der kalte Wind treibt uns aber gleich weiter.
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Ein herrliches Panorama – das Murtal ist noch im Nebel versteckt.

Über wunderbar knieschonende weiche Matten steigen wir ein wenig ab, am Gegenhang wieder auf und stehen bereits um 08:45 am Lärchkogel (1894)- Gipfel #2. Der Speikkogel ist inzwischen wieder im Nebel verschwunden, doch am Lärchkogel herrscht bereits Windstille und wolkenloser Himmel. Inzwischen wissen wir auch den Trick der heutigen Wegsuche – man bleibe immer am höchsten Punkt … .

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Recht ausgesetzt ist der Grat auf der Überschreitung heute nicht.
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Gipfel 2 ist heute der Lärchkogel.
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Wir brauchen weder das Windgeschütze Bankerl noch den kleinen Notraum – doch bei Wind und Wetter sieht die Sache hier heroben sicherlich ganz anders aus.

Nun geht es runter auf den Kreuzsattel (1583), wo uns zum ersten Mal heute Wanderer entgegenkommen, die vom nördlich liegenden Weitertal heraufkommen. Sie erklären uns auch gleich das wunderschöne Bergpanorama, welches sich uns im Laufe des Tages vom Dachstein übers Xeis und den Hochschwab bis hin zum Schneeberg eröffnet. Wir wandern aber über die breiten Rücken wieder weiter und steigen zum Eiblkogel (Gipfel #3) auf 1831 m auf. 8 km und 3 Stunden sind wir inzwischen gewandert – Zeit für eine erste Pause.

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Hier entlang gehts zum Eiblkogel.
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Berg heil! Zwar nicht am höchsten Punkt (das war uns um 8 dann doch zu früh gewesen) erfreuen wir uns am Eiblkogel am schönen Wandertag.
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Blick Richtung Norden.
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Und Richtung Westen. Wer erkennt den weiteren Weg?

Weiter geht es wiedereinmal runter – diesmal etwas weiter runter zum Polstersattel, wo wir das letzte Stück sogar in den Wald kommen. Doch am Gegenhang ist der Rücken wiederum Waldfrei, wir erklimmen den kreuzlosen Polsterkogel (#4), steigen kurz ab, dann wieder auf und am Schluß sogar kurz steil auf die Fensteralm (#5, 1642m). Knapp 13,5 km sind es bis hierher und das ist noch nicht einmal die Hälfte – es zieht sich trotz der wunderschönen Aussicht gerade gewaltig. Das schönste Stück des Weges geht aber hier zu Ende, wir gehen wieder in den Wald Richtung zum langen Abstieg Richtung Almwirt.

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Von oben betrachtet steht Sepp gerade mitten auf der A9. Man kennt doch, dass heute Sonntag ist – es ist nix los und wir können gefahrlos queren ;).
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Auf der Fensteralm.

Nach gut 1 km Wegstrecke biegt der Weg scharf links ab und endet aprupt in einer neu gebauten Forststraße, der wir gezwungen sind zu folgen, der Weg ist nicht mehr da. Den Pöllaukogel rechts liege lassend wandern wir bis zu einer Wegkreuzung, wo der Wanderweg früher geradeaus über das Wurzegg verlaufen ist, inzwischen aber westlich davon am Forstweg entlang führt. Wir probieren kurz den alten Weg, geben nach ein paar Metern wieder auf und gehen notgedrungen auf der Forststraße.

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Schade. Der Weg wäre uns lieber gewesen.

Bald aber führt der Weg links den steilen Rücken runter zum Pöllausattel, wo der Weg neuerlich auf die Forsttraße umgeleitet wird und wir dieser bis zur ersten Wasserstelle – den Gössbach – folgen. Den alten Weg finden wir dann links im Wald, die Brücke über den Bach ist aber nicht mehr passierbar. Bei einer Gabelung in der Höhe eines kleinen Teichs folgen wir aber nicht dem Weg, sondern wandern am Bach entlang durch den Almboden bis zum Almwirt – viel schöner ist es hier, wenn auch etwas feucht.

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Der Gössbach – erste Wasserstelle seit dem Start.
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Da kommt uns das Klettersteigtraining zu Gute – Bachquerung kurz vorm Almwirt.

Beim Almwirt treffen wir um 13:32 ein und machen eine kurze Pause, ehe wir uns 13:42 zum langen Anstieg zur Hochalm aufmachen. Zuerst auf der durchaus steilen Forststraße versäumen wir die Abzweigung und gehen am Rücken den Forstweg weiter. Bald aber bemerken wir unseren Fehler und wechseln auf den Weg, der uns durch den Wald bis hinauf zur Hochalm auf 1570 m führt, welche wir um 14:50 erreichen. Wir sind gut in der Zeit und so machen wir noch eine ausgedehnte Pause. Leider ist der „Kühlschrank“ leer – wir finden nur mehr abgelöste Etiketten. Es sind auch nirgends mehr Kühe zu sehen, ich nehme an durch die in ein paar Tagen beginnende Jagdsperre hat der Almabtrieb bereits stattgefunden.

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Blick Richtung Süden von der Hochalm – leider ohne Kühe und ohne Getränke im Naturkühlschrank.

Von der Hochalm geht es um 15:04 weiter am Forstweg bis auf Gipfel #6, den Herrenkogel. Danach wieder rein in den Wald und runter zu den drei Pfarren, die völlig überraschend einen kurzen Anstieg für uns vorbereitet haben und als #7 um 16:03 bezwungen sind. Hier geht mir auch mein 3l Wasservorrat aus, da ich weder im Gössbach noch bei der Hochalm nachgefüllt habe, da ich irrtümlich der Meinung war, mein Vorrat leicht locker aus. Ist aber eh kein Problem, wir haben ja nicht mehr weit.

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#6 – der Herrenkogel ist der letzte echte Gipfel heute.
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#7 und der letzte Gipfel von heute ist dann ein nicht erkennbarer Gipfel namens „Zu den drei Pfarren“ – warum auch immer der so heißt.

So geht es in der Direttissima runter zum Eisenpass und dann über einen einfachen, aber nach 28 km laaaangem und leicht ansteigendem Weg rauf zum Hochangerschutzhaus, welches wir müde und erleichtert um 17:07 erreichen. Knapp 10h waren wir heute unterwegs und wir sind froh auf der Hütte zu sein, denn Sepp hatte die letzten 2 Stunden schon ein wenig über Probleme im linken Huf gejammert.

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Eine Gerade steil nach unten.
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Ein wirklich origineller Wegweiter mit Dach.

Statistik Tag 10:

  • Wegstrecke: 30,7 km
  • Zeit 9:55 (aktiv 8:43)
  • Höhenmeter: 1.679 auf/1.968ab
  • Lagerkosten: 18 Euro

Tag 9: Knittelfeld – Gleinalm Schutzhaus

Heute starten wir die 3-tägige Gleinalmüberschreitung – allerdings seitenverkehrt von West nach Ost.

Nach einer 2 monatigen Pause geht es nun endlich weiter am Zentralalpenweg und diesmal ist die Gleinalmüberschreitung dran. Das Stück von „Auf der Schanz“ nach Mixnitz muss ich ein andermal nachholen, aber sind nur 3 Tage Zeit und am 15.09. beginnt die Jagdsperre – die Zeit drängt also.

Nach der Anreise mit dem Auto (der Zug war uns zu riskant, da nur 5 min Zeit zum Umsteigen in Meidling) starten wir um 08:58 am Bahnhof Knittelfeld, also eigentlich am Zielpunkt unserer Tour. Das hat den einfachen Grund, dass am Montag, den 10.09. ein Kind des Pächters auf der Gleinalm Schulbeginn im Gymnasium hat und die ganze Familie will da dabei sein – ergo keine Gäste von SO auf MO. Also haben wir die Tour einfach umgedreht. Das „Wir“ ist mein Bergkamerad Sepp, der mich erstmals (und ich hoffe nicht zum letzten Mal) auf meiner Reise durch Österreich begleitet.

Zuerst geht es eine 1/2 h flach durch Knittelfeld, bis wir auf eine erste Markierung stoßen und der Aufstieg durch den Wald beginnt. Durchaus steil bis zum Sattelbauer, dann flach und zuletzt wieder steil erreichen wir nach knapp 2 Stunden auch schon den ersten Gipfel, die Steinplan und die dazugehörige Hütte, wo wir auch eine Pause einlegen.

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Ein „Hütten“garten gleich am Start des Aufstiegs nach der Durchwanderung von Knittelfeld.

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Haben wir hier das Knittelfelder Hochzeitsplatzerl gefunden? Zahlreiche Herzen mit Namen und Datum lassen darauf schließen – wirklich romantisch hier!

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Letzter Rückblick auf Knittelfeld nach einer guten Stunde Gehzeit.

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Die Steinplanhütte auf dem Hausberg der Knittelfelder (der Steinplan) ist erreicht, die ersten 1.000 hm damit auch überwunden.

Weiter geht es erst bergab und dann eher flach querend bis wir nach kurzer Strecke nach der Tuneralm auf den 05er treffen, der uns ein Stück begleiten wird. Meine anfängliche Sorge, dass die Markierung in die Gegenrichtung nicht ausreichend ist, verfliegt rasch – bis auf die erste Abzweigung und etwas Verwirrung im Wegenetz der Heidelbeerpfücker gleich nach der Hütte ist alles ausreichend und gut markiert. So geht es über das Stierkreuz (mit riesigem Warnschild) und danach auf einer Forststraße runter in den Oskar Schauer Sattel und dem dazugehörendem Sattelhaus, welches zu unserer Freude am Wochenende auch bewirtschaftet ist – Pause #2.

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Hier trennen (in unserem Fall treffen) sich 05er (links) und 02er (rechts).

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Das Stierkreuz (wenigstens ein Kreuz – nicht so einfach nichts wie am Walserkreuz) markiert die Abzweigung Richtung Oskar Schauer Sattel.

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Diese Tafel gibt Kraft – Was wohl auf der grünen Tafel oben stand?

Nach dem Sattel geht es wiederum auf einem Forstweg leicht ansteigend bis zur Terenbachhütte. Hier biegen wir scharf links in die Almwiese ein und steigen zuerst steil empor zu einer Anhöhe, von der wir zum nächsten Ziel – der Zeißmannhütte flach queren. Ab der Anhöhe sehen wir auch schon den Weiterweg und auch die letzte große Hürde – einen ebenfalls recht knackigen Anstieg Richtung Roßbachhöhe.

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Am Ende des steilen Aufstieg nach der Terenbachalm.

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Also da jetzt rüber, dann das steile Stück zwischen den Wandflächen rauf, dann rüber und weiter und dann da hinten irgendwo ist unser heutiges Ziel – oder so …

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Ein Rastplatz mit Gedenkwert.

Ein kleines Schild mit der Aufschrift „Bergmarathon km 13“ lässt uns kurz ehrfürchtig erstarren, bevor wir uns dann den Roßbachkogel ersparen und diesen umgehen (ist auch die offizielle Wegführung). Nach einer kurzen Wanderung entlang des Rückens und einem kurzen letzten Aufstieg biegen wir links in den Graben ab und erreichen um 17:40 nach 7:18 reiner Gehzeit das Gleinalm Schutzhaus.

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Der höchste Punkt heute ist kein Gipfel (den haben wir uns ja gespart) – das hält uns von einer kurzen Jägermeisterpause nicht ab!

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Wunderschöner Blick nach Süden auf der Höhe des Roßbachkogels.

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Hütte in Sicht!

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Kirche mit Liegestuhl – das gibt es auch nur in den Bergen!

Nach dem Auffüllen unserer Energiespeicher und einem gemütlichen Abend auf der wirklich sehr gastfreundlichen Hütte beziehen wir um 22:00 unser Lager. Morgen wartet ja ein langer Tag auf uns – hoffentlich sind wir es heute nicht zu flott angegangen … .

Statistik Tag 9:

  • Wegstrecke: 29,9 km
  • Zeit 8:42 (aktiv 7:18)
  • Höhenmeter: 1.696 auf/729 ab
  • Lagerkosten: 18 Euro