Tag 24: Obertauern – Südwiener Hütte

Heute steht der Übergang zur Südwiener Hütte an, von den Tourdaten eher gemütlich. Aber das stört uns ganz und gar nicht, so können wir uns von dem langen gestrigen Tag erholen und auch das hervorragende Frühstücksbüffet im DAV Haus entsprechend würdigen.

Der Tag begrüßt uns noch freundlich, do schon vor dem Frühstück zieht es zu und beginnt anhaltend und doch recht ausgiebig zu regnen. Wir lassen uns also lange Zeit und starten erst gegen halb 10. Der erste Weg führt zur nebenan liegenden SPAR und dort kaufen wir etwas Proviant ein. Wir wollen noch ein Foto machen, denn diese Spar hat tatsächlich im Außenbereich eine Schank. Die Mitarbeiterin meint, so geht das nicht und wir starten den Wandertag etwas unorthodox mit einer Zirbenschnapsverkostung. Na, das nenn ich mal Gastfreundschaft!

Prost!

Und so wird es 10:41, bis wir endlich losgehen – keine Minute zu früh, denn der Regen hört quasi im Weggehen auf es begleitet uns nur mehr die ersten km ein leichtes Nieseln. Die erste halbe Stunde geht es flach dahin, dann wird es etwas steiler, bis wir nach 50min in eine steile Rinne kommen, die wir bergauf müssen. Es ist alles nass und dadurch ist dieses kurze Stück auch recht unangenehm zu gehen.

Doch 15min und 100hm später biegen wir auch schon in den Wald ab und der Weg wird schöner. Nach ein paar Minuten im Wald verlassen wir diesen auch schon wieder und wandern nun zwischen Latschen und Almen dahin, immer wieder ein wenig bergauf und auch bergab.

Alles in allem ist das wirklich sehr schön und auch ein wenig ein Kontrast zu den letzten Tagen, da wir die 2000m Grenze auch nur unwesentlich überschreiten. Vorbei am Wildsee und über einige Übergänge kommen wir nach einer ausgiebigen Rast gegen 14:45 zum Hengst, was aber nicht wirklich ein Gipfel ist (und wenn , dann haben wir ihn nicht gesehen). Hier treffen wir auch erstmal heute einen Wanderer, der von der Gnadenalm aufgestiegen ist.

Der Wildsee – heute ausnahmsweise mal der einzige See am Weg
Relativ gemütlich gehts dahin – mittig im Bild voraus der Hengst
wer findet das Murmeltier?

Vom Hengst an geht es bergab, anfangs relativ flach, dann ein kurzes Stück etwas steiler und später dann recht angenehm durch den Wald, bis wir kurz vor 15:30 unser heutiges Ziel, die Südwiener Hütte, erreichen. Zu unserer Überraschung ist die Hütte leer, einzig ein tschechisches Paar ist noch da. Doch die Hüttenwirtin klärt uns auf – am Abend kommt eine Gruppe mit 35 Personen, welche in einem Hotel wohnen und eine Hüttennächtigung erleben wollen. Sie quartiert uns daher in das neu renovierte Winterlager aus, da sie Angst hat, dass das heute Nacht eher laut werden könnte.

Wir sind angekommen

Im Nachhinein war diese Sorge unbegründet – die 35 „Polterer“ waren wohlerzogene Teenager aus Paris mit 6 Betreuer, die sich ganz vorbildlich benommen haben (vielleicht auch, weil sie vorher 7 Stunden gewandert sind und alle hundemüde waren). Wie dem auch sei – wir haben eine super angenehme und ruhige Nacht im Winterlager verbracht.

Statistik

  • Wegstrecke: 9,8 km
  • Zeit 4:47 (aktiv 3:15)
  • Höhenmeter: 584 auf/522ab
  • Nächtigung: Südwiener Hütte

Tag 23: Keinprechthütte – Obertauern

Heute, auf unserer Königsetappe, verlassen wir endgültig die Steiermark und die Schladminger Tauern und kommen dem Ende des Ostteils des Zentralalpenwegs einen großen Schritt näher.

Ein langer Tag liegt vor uns, wir wollen früh raus. Frühstück gibt es erst um 7, daher lassen wir uns ein Lunchpaket geben und verlegen das Frühstück in die erste Pause und starten um 06:45 – das Wetter soll heute wieder gut werden.

Ein kurzer Abstieg zum kleinen See und schon beginnt der Anstieg – 600hm stehen jetzt mal an. Steil eine Wiese hinauf, dann weiter oberhalb von Felsabbrüchen (aber nicht ausgesetzt). Nach knapp einer Stunde machen wir Frühstückspause. Es beginnt inzwischen leicht zu regnen und wir ziehen sicherheitshalber die Regenjacke an. Um 8:27 erreichen wir schließlich Ziel 1 – die Krukeckscharte, hinter der es ausnahmsweise mal nicht steil bergab geht. Ein letzter Rückblick ins Obertal und wir maschieren gleich weiter Richtung Rotmandlspitze. Es folgt nun der wahrscheinlich unschönste Teil der ganzen Woche – von der Scharte bis auf den Gipfel einfach nur Geröllwüste.

So freuen wir uns sehr, als wir nach rund 2,5h um 09:16 die Rotmandlspitze erreichen, einer von nur 2 Gipfel auf unserer Wanderung. Das Wetter hat inzwischen aufgeklart und wir blicken hinab zu den malerischen Giglachseeen. Sehr gut sieht man auch die Ahkarscharte – puh, da haben wir heute doch noch einiges vor uns.

Unten links sieht man die Giglachseen und die Ignatz Mattis Hütte – dahinter diel angezogene Lungauer Kalkspitze und rechts die Steirische Kalkspitze und dazwischen die Ahkarscharte – da müssen wir heute auch noch drüber
Am Gipfel der Rotmandlspitze mit imposanten Gipfelkreuz (oder halt sowas in der Art)

Der Abstieg ist – wie immer steil – doch nach rund 45 Minuten wird es flacher und wir wandern wunderschön durch die Wiese Richtung See. Das Wandern ist hier ein wahrer Genuss und so kehren wir top motiviert um 10:30 (also nach knapp 3 :45h) in die Ignaz Mattis Hütte ein. Zum „Draussen Sitzen“ ist es zwar noch zu kühl, aber das Wetter wird immer besser.

Kurz nach 11 geht es weiter, zuerst flach bzw. leicht bergab entlang der Seen bis zur Giglachseehütte, dann steigen wir mäßig steil auf zum Znachsattel. Von hier kann man in das Weißpriachtal in den Lungau absteigen, wir bleiben aber noch ein wenig in der Steiermark und wandern am Rücken der Lungauer Kalkspitze hinauf zur Ahkarscharte, die wir um 12:55 erreichen. Kurz überlegen wir, die steirische Kalkspitze zu besteigen (wäre einfach und auch relativ kurz), doch die Etappe ist eh lang genug und wir verzichten – ist die Aussicht auch von hier wundervoll.

Nun ist es also endgültig an der Zeit der Steiermark ade zu sagen (ok, eine kleine Lücke hab ich noch) und wir genießen den Rundblick. Im Osten erkennt man den Hochgolling und auch die Hochwildstelle, die sich am Montag leider im Nebel versteckt hat und damit auch den Weg, den wir in den letzten Tagen zurückgelegt haben. Im Westen streckt sich der Bogen vom Watzmann über das Steinerne Meer und die Kitzbühler Alpen bis zu den Hohen Tauern, die schon deutlich näher gekommen sind. Kölbreinspitze und Ankogel markieren auch die Richtung, die der Zentralalpenweg in den nächsten Etappen einschlägt.

von ganz dahinten, da komm ich her …
und dort, wo die Gletscher sind, da will ich hin …

Wir wandern aber weiter – natürlich deutlich steiler als gedacht – hinunter zum Oberhüttensattel, bevor es nochmal hinauf Richtung Obertauern geht. Am Sattel angekommen tut sich für uns etwas überraschend auf einmal der Blick auf den Oberhüttensee auf und wir sind verzaubert. Dieser Moment ist sicher einer der schönsten am bisherigen Weg. Und so entscheiden wir sofort, den kleinen aber mehr als lohnenden Miniumweg um den See zur Oberhütte zu machen, wo wir um 14 Uhr einkehren.

Der Oberhüttensee – im Hintergrund die Hütte
Rast auf der Oberhütte am See

Hier rasten wir ausgiebig, inzwischen ist es schon strahlend sonnig und ordentlich warm geworden (das sind wir ja gar nicht gewohnt) und starten dann um 15 Uhr zum letzten Anstieg. Wunderschön ist es auch in das Seitental hinein und zuerst moderat und dann kurz steil hinauf zu einer Anhöhe, von der es in ein ebenfalls wunderschönes Hochplateau geht. Dies durchwandern wir genüsslich (inzwischen sind die Beine auch schon ein wenig müde) bis wir dann um 16:20 an der Seekarscharte eintreffen. Hier blicken wir hinab auf Obertauern, haben erstmals am Weg super Handyempfang (4 Tage digital detox – wirklich schön ist das) und hier endet de facto auch der anstrengende, aber wunderschöne Wandertag, denn die Beschreibung des steilen Weg hinab ins Seekar und dann noch 2km die Asphaltstraße hinaus erspar ich uns jetzt.

Kurz vor der Seekarscharte – die ersten Lifte sind schon in Sicht
Blick auf Obertauern von der Seekarscharte
Dafür haben sie in Obertauern ein schönes Kreuz auf der Scharte

Um 17:30 erreichen wir dann das DAV Haus in Obertauern, belohnen uns mit einer langen Dusche ohne Zeitschaltuhr (wobei die 4min Warmwasser auf den Hütten absolut ausreichen) und genießen die Nacht im frisch bezogenen Doppelzimmer ganz ohne Hüttenschlafsack – längster Tag erfolgreich und ohne Muskelkater absolviert, jetzt ist unser Ziel schon deutlich näher gerückt.

Statistik

  • Wegstrecke: 19,7 km
  • Zeit 10:45 (aktiv 6:15)
  • Höhenmeter: 1262 auf/1411 ab
  • Nächtigung: DAV Haus Obertauern