Tag 28: Neue Prager Hütte – Großvenediger – Kürsingerhütte

Heute erreichen wir den höchsten Punkts des Zentralalpenwegs – die Venedigerscharte auf 3.407m, die gleichzeitige Besteigung der weltalten Majestät ist da natürlich vorprogrammiert.

Nachdem der Schneefall gestern Abend bald wieder aufgehört und es aufgeklart hat, haben wir uns von der Hütte aus den Gletscher angeschaut und festgestellt – Spalten sind ausreichend vorhanden, da wird uns heute nicht fad. Wir beschließen daher auch einen frühen Start, um den Nachtfrost zu nutzen.

So starten wir nach einem kleinen Frühstück und dem Zusammenräumen der Hütte um 05:38 unseren Gipfeltag und dieser beginnt mühsam. Der Schnee ist gestern nicht gänzlich geschmolzen und so erwartet uns als Morgensport ein Tanz über teilweise vereistes Blockwerk. Zuerst rund 50 hm hinunter, dann später hinauf auf ca. 3000 m Seehöhe, wo wir nach knapp 1,5 h den Anseilplatz am Schlatenkees erreichen.

Wir machen eine kurze Pause, legen die Gletscherausrüstung an und betreten eine halbe Stunde später um 7:40 den Gletscher. Entlang von Längsspalten geht es den ersten Aufschwung empor, dann etwas flacher immer in Richtung des Hohen Aderls. Es liegen hier rund 10 cm Neuschnee, welcher den Gletscher im Licht der aufgehenden Sonne erstrahlen lässt, aber auch mögliche Wegspuren gut versteckt. Wir sind heute auch die Einzigen, die den Großvenediger von dieser Seite aus erklimmen.

Im nächsten Spaltenfeld meinen wir eine Spur zu finden und folgen dieser auch, doch rasch werden die Spalten breiter und wir müssen umkehren. Schnell finden wir einen Weg heraus und können diese Zone rasch durchsteigen. Weiter geht es hinauf, hier scheinen auch weniger Spalten zu sein. Doch kurz nach 9 auf knapp 3.300 m Seehöhe bricht Sepp als unser Seilführer in eine nicht sichtbare Spalte ein – doch noch bevor das Seil spannt, fängt sein Rucksack den Sturz auf und Sepp kann alleine wieder rausklettern.

Wir steigen höher und der Blick weitet sich. Der Gipfelaufbau wird sichtbar, ebenso die Venedigerscharte (zumindest die Richtung) und auch einige (später viele) Seilschaften, die am Weg von der Kürsingerhütte hinauf auf den Gipfel sind. Wir drehen nun in Richtung Scharte, zuerst gilt es aber abermals bis auf eine Höhe von 3350 m ein größeres Spaltenfeld zu überwinden, was aber nur ein paar kurze Umwege bedarf. Nun geht es geradeaus weiter, wir spüren neben der Höhe auch die letzten Tage in den Beinen und kommen nur recht langsam voran.

Das Wetter hat sich eingetrübt, doch umso näher wir dem Gipfelaufbau kommen, desto besser wird es – ein gutes Zeichen. Um 10 Uhr, also nach rund vier Stunden Wegzeit erreichen wir die „Autobahn“, also den schon stark ausgetretenen Weg von der Kürsingerhütte herauf.

Wir machen eine letzte Pause und es geht – wieder steiler – hinauf. Zwei größere Spalten sind zu queren und bald erreichen wir die letzte Hürde, den Grat zum Gipfel. Dieser ist gut ausgetreten und einfach geht es am kurzen Seil hinüber. Um 11 Uhr erreichen wir dann nach 5,5 Stunden Aufstiegszeit den Gipfel der Weltalten Majestät – Österreichs 5.höchsten Berg und der höchste Berg Salzburgs.

Im Ausblick erkennen wir, dass wir privilegiert sind – denn die Hohen Tauern hüllen sich allesamt in Wolken, nur hier ist ein Sonnenfenster. Nach ausgiebiger Pause auf dem angenehm großen Gipfelplateau starten wir um 11:30 mit dem Abstieg.

Der Schnee ist schon deutlich weicher, doch im Abstieg stört das nicht so sehr und wir kommen gut voran. Doch bald ist Pause – vor einer Leiter über eine große Spalte unter der Scharte müssen wir ein paar Seilschaften abwarten, bis wir ebenfalls übersetzen können. Danach geht es den Gletscher hinunter, einige größere Spalten mit recht spannenden Eisbrücken sind dabei zu queren – ob die noch lange halten?

Ganz am Ende durchqueren wir am ausgeaperten Gletscher noch ein Spaltenlabyrinth, bevor wir um 13:45 das Obersulzbachkees verlassen. Hier geht es dann nochmals im Fels ein paar Meter bergauf und schließlich erreichen wir kurz nach 15 Uhr die Kürsingerhütte, wo wir gemeinsam mit 150 anderen Bergsteigern den Abend und die Nacht verbringen – im Vergleich zu gestern ein völlig konträres Erlebnis, doch die Hütte ist wirklich perfekt organisiert.

Lois hat neben dem Video der ganzen Wanderung auch noch ein Gletscher Special vom Gipfeltag erstellt.

Am nächsten Morgen starten wir nach einem guten Frühstück (dass auf der Kürsingerhütte jederzeit eingenommen werden kann, das hatte ich bisher noch auf keiner einzigen anderen Hütte) um 07:22 unseren Abstieg. Zuerst noch gemütlich, dann etwas steiler geht es Richtung Tal, bis wir quasi am Abgrund stehen und seilversichert durch die Wand absteigen. Nach gut 45 min sind wir am Talboden angekommen und wandern den Gletscherbach entlang (Gletscherlehrpfad) bis wir nach 1:15 h und 3,3 km an der Talstation der Materialseilbahn ankommen. Hierher haben wir uns das Hüttentaxi bestellt, welches uns um 10 EUR p. P. den schönen, aber langen Weg zum Parkplatz Hopffeldboden bringt, wo uns unsere Frauen abholen und unsere 4-Tages Wanderung endgültig zu Ende geht.

Morgenpanorama von der Kürsingerhütte aus
Im Obersulzbachtal angekommen

Link zum Track.

Statistik

  • Wegstrecke: 12,2 km; Abstieg 3,3 km
  • Zeit: 9:27 (aktiv 4:59); Abstieg 1:16 (aktiv 1:13)
  • Höhenmeter: 969 auf/1200 ab; Abstieg 0 auf/629 ab
  • Nächtigung: Kürsinger Hütte

Tag 27: St. Pöltner Hütte – Neue Prager Hütte

Am Ende der Hohen Tauern wartet der Großvenediger. Und wie es sich für die weltalte Majestät gehört, nähert man sich langsam und andächtig – über den St. Pöltner Westweg, auch Venediger Höhenweg genannt.

Im Zuge unserer 9 summit Tour gilt es u.a. noch den Großvenediger zu besteigen. Als Mitglieder der AV Sektion St. Pölten wollen wir diesen über die St. Pöltner Hütte und den St. Pöltner Westweg besteigen – perfekt für mich, kann ich dadurch gleich 2 Etappen am Zentralalpenweg abhaken.

So starten wir eigentlich schon am Donnerstag, den 11.08., nach gutem Frühstück (wie immer bei Lois) von zuhause weg und erreichen kurz vor 14:00 Uhr den Parkplatz am Hintersee im Felbertal (Kostenpflichtig, max. Ticket für 3 Tage erwerbbar). Von dort führt der Aufstieg zur St. Pöltner Hütte ein paar Minuten entlang des Sees, dann vorbei an einer gemütlichen Jausenstation (bei der wir natürlich gleich einkehren) und dann nach knapp 2 km Wegstrecke links hinauf, wo es zuerst steil die Wiesenhänge, dann aber bald Drahtseilgesichert durch die steilen Wandabbrüche geht, bis man nach rund 2,5 h Gehzeit auf einem Hochplateau ankommt.

Ab da geht es zuerst gemütlich dahin, am idyllischen Plattachsee vorbei und gegen Ende wieder etwas steiler zur St. Pöltner Hütte, die man ab Erreichen des Plateaus sehen kann. Gestört wird die Idylle nur von den Hochspannungsmasten über den Felbertauern (die mich im Gegensatz zu denen am Windsfeld diesmal wirklich stören). Kurz vor 18:00 erreichen wir dann die Hütte, die überraschenderweise ziemlich leer ist.

Plattachsee
Auf der St. Pöltner Hütte – es hängt noch die Deko von der 100Jahr Feier von voriger Woche

Der Grund dafür ist wohl auch der, dass die Neue Prager Hütte am 8.8. wegen Wassermangel die Saison vorzeitig beendet hat. Wir haben allerdings beschlossen, es trotzdem zu riskieren und spekulieren mit einem noch vorhandenen Notbetrieb, ansonsten wird es der Winterraum. Der Abend auf der Hütte ist gemütlich und der Hüttenwirt warnt uns noch vor den Gletscherspalten am Berg bzw. dass wir nicht vergessen sollen, vor der Hütte unsere Wasservorräte aufzufüllen – Bäche gibt es dazu genug.

Und so starten wir nach angenehmer Nacht und gutem Frühstück am 12.08. um 07:48 unseren Wandertag – für mich sind das auch die allerersten Zentralalpenwegmeter in Osttirol (die gibt es zwar schon vorher, aber diese Etappen hab ich ja noch nicht). Zuerst geht es kurz bergab und nach ein paar Hundert Meter erreichen wir eine Weggabelung, wo man weiter nach Süden Richtung Matrei (Außergschlöss) absteigen könnte, wir biegen aber nach rechts in den St. Pöltner Westweg ein, auch Venediger Höhenweg genannt.

Es beginnt nun eine wirklich wunderschöne Höhenwanderung hinein in den Talschluss des Gschlösstals, mit den üblichen Auf und Abs, nur einmal unterbrochen von einem kurzen, seilgesicherten Anstieg. Generell an dieser Stelle ein großes Lob an das Wegeteam – sowohl beim gestrigen Aufstieg als auch heute: TOP Wege, bestens markiert und gesichert und man sieht die viele Arbeit, die hier investiert wurde – DANKE dafür!

Nach einem nun doch schon langem Marsch von fast 10km und knapp 5h Gehzeit (inkl. Pausen) beginnen wir um 13:40 den einzig nicht schönen Teil heute – den mühsamen Abstieg über steiles Blockwerk hinunter in den Talboden, wir sind inzwischen schon fast beim Talschluss ergo dem Gletscherende angelangt.

Rechts der Talschluss des Gschlösstals – den Hang voraus werden wir noch queren.

300 hm Abstieg und 40min später ist es geschafft und wir wandern kurz entlang des Gletscherbachs talauswärts, bevor es über eine Brücke auf die andere Seite geht. Das Wetter hat inzwischen wie angekündigt umgeschlagen, Wolken ziehen auf und stellenweise regnet es schon. Wir rasten daher auch nur kurz und steigen nun den steilen Gegenhang (teilweise versichert) wieder auf, bis wir nun sanfter ansteigend den steilen Hang Richtung Alte Prager Hütte queren. Als wir diese gegen 14:40 erreichen, wird der Regen, der uns inzwischen auch eingeholt hat, stärker und wir stellen uns in der zum Museum umgebauten Hütte unter (also für 4 Personen geht es sich im Vorraum gerade noch aus).

Der Regen dauert aber nur kurz und so gehen wir weiter – das Ziel ist inzwischen oben am Berg zu sehen, 300 hm fehlen noch. Ungefähr 10 min nach der Hütte queren wir noch einen Bach, an dem wir unsere Wasservorräte für morgen füllen. Das Wetter wird immer schlechter und wir wechseln auf Regenausrüstung. Das ist gut, denn kaum gehen wir um 15:05 los beginnt es neuerlich zu regnen und dieser wird auch immer stärker. 250hm fehlen noch bis zur Hütte und da wissen wir ja auch nicht genau, was uns erwartet. Doch zuerst müssen wir mal rauf und es beginnt zu Graupeln. Das kenn ich schon, das sind die untrügerischen Vorboten eines Gewitters. So holen wir nach langem Wandertag unsere letzten Reserven raus, inzwischen höre ich es auch donnern – weiter weg zwar, aber man weiß ja nie, was kommt.

Um 15:39 ist es soweit und wir erreichen die Hütte. Diese ist noch nicht Winterfest, aber es brennt kein Licht und sie wirkt verlassen – was sie auch ist. Ich betrete als erstes den Winterraum und stelle fest, wir sind alleine, der Winterraum ist sehr schön und es gibt Brennholz. Also alles gut. Wir machen somit als erstes Feuer, inzwischen ist auch schon die 2. Gruppe da und Thomas packt sich nochmal zusammen und geht unserer Nachzüglergruppe entgegen, um ihnen zu helfen. Bald treffen diese ein und wir feiern meinen Geburtstag als ein ganz besonderes Hüttenerlebnis – Lois hat sogar eine Flasche Wein von der St. Pöltner Hütte herübergetragen.

Wasser finde ich am nächsten Tag in einer Zisterne oberhalb der Hütte, wir wissen aber nicht, ob es Trinkwasser ist. Wir haben aber die Graupel genutzt und diese einfach geschmolzen. Später hat es dann zu schneien begonnen und somit wissen wir nun – Graupel schmecken deutlich besser als Schnee ;).

Danke wieder an Lois für das Video (inkl. Großvenediger und Abstieg).

Link zur Tour auf Bergfex (inkl. Track).

Statistik

  • Wegstrecke: 15,0 km; Aufstieg 6,8 km
  • Zeit: 7:51 (aktiv 5:26); Aufstieg 3:56 (aktiv 2:30)
  • Höhenmeter: 948 auf/634 ab; Aufstieg 1163 auf/4 ab
  • Nächtigung: Neue Prager Hütte bzw. St. Pöltner Hütte am Vortag

Tag 26: Franz Fischer Hütte – Tappenkarseehütte

Grande Finale. Kurz geht es noch am Zentralalpenweg, bevor wir am Tappenkarsee unsere Wanderwoche beschließen und ins Tal absteigen.

Heute erwachen wir mit gemischten Gefühlen. Abgesehen von der schlaflosen Nacht (extrem laute Schnarchnase im Zimmer) freuen wir uns einerseits, dass wir heute Abend wieder daheim entspannen, im gemütlichen Bett schlafen und morgen früh frische Kleidung anziehen können, andererseits geht eine wirklich schöne, aufregende und mehr als eindrucksvolle Wanderwoche mit vielen netten Begegnungen und Erfahrungen zu Ende.

Guten Morgen von der Franz Fischer Hütte

Aber jetzt genießen wir einmal die erwachende Hütte und auch den erwachenden Tag – Kaiserwetter kündigt sich an. Danach ein gutes vegetarisches Frühstück (die Franz Fischer Hütte kocht ausschließlich vegetarisch/vegan), einmal noch gepackt und um 7:48 geht es los.

Gemütlich leicht ansteigend geht’s los und nach 40min ladet der Ilgsee zu einem morgendlichen Bad. Doch wir können gerade noch widerstehen und wandern weiter, bevor nach weiteren 10min Gehzeit (wir haben auf den ersten 2,5km keine 100hm geschafft – einen so gemütlichen Start hatten wir die ganze Woche nicht) geht es ein wenig steiler, aber angenehm auf die Weißgrubenscharte hinauf, die wir um 9:07 – also nach gut 1 1/4h erreichen. Das war’s ab jetzt geht es nur mehr bergab. Wir denken auch kurz nach, den Weißgrubenkopf zu besteigen, doch unser Freund Sepp geht uns schon entgegen und wir wollen uns keinesfalls versäumen.

Ilgsee

So halten wir kurz für ein paar Fotos inne, bevor ich auf einen Minihügel neben der Scharte steige. Und da übermannt mich plötzlich meine Emotion und mir wird bewusst, dass ich jetzt an dieser Stelle das aller letzte Mal am Ostteils des Zentralalpenwegs „oben“ stehe und da unten bei der Hütte dieser zu Ende geht. (ja ich weiß eh, dass mir noch 2 Etappen fehlen, aber das stört mich im Moment gar nicht). Von Hainburg bis Kleinarl zu Fuß – das ist schon was ganz Einmaliges und mir wird in dem Moment auch bewusst, was die wirklichen Weitwanderer (denn als solcher würde ich mich nicht bezeichnen, dafür gehe ich viel zu wenig) da für Meter abspulen und ehrfürchtig schaue ich in die Hohen Tauern und die großen Aufgaben, die der Westteil für mich bereit hält.

Blick von der Weißgrubenscharte in die Hohen Tauern

Und so starten wir kur vor halb 10 ganz wehmütig den Abstieg – um wenige Minuten später auf Sepp zu treffen, der uns im Eilmarsch entgegen geht. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir beschließen nach kurzem Plausch weiter abzusteigen – Sepp geht aber noch auf die Scharte rauf, zu schade wäre es, wenn er sich die super Aussicht oben entgehen lassen würde.

Das Tappenkar begeistert durch seine imposante Breite – geradeaus führt der Westteil des Zentralalpenwegs hinein in die Hohen Tauern

Und so steigen wir ins malerische Tappenkar ab, wo wir dann kurz vor halb 11 die Tappenkarseehütte – und damit das Ende des Ostteils des Zentralalpenwegs erreichen. Hier treffen wir auch zum ersten Mal seit einer Woche auf viele Wanderer – ist dieser wunderschöne Platz auch ein viel besuchtes Ausflugsziel.

Wir sind da. Nach einer Woche Weitwandern haben wir unser Ziel, die Tappenkarseehütte ohne nennenswerte Probleme oder gar gröbere Unfälle erreicht. Das Wetter war dabei nicht immer ganz optimal, aber es hat uns auch nie am Weiterkommen behindert – das ist eigentlich mehr, als man sich von einer Woche in den Bergen erwarten darf – Glück gehabt.

Sepp trifft auch schon bald ein und so beginnen wir gemeinsam den Abstieg, kehren natürlich auch noch in der Tappenkarseealm ein und wandern dann auf einer Wanderautobahn mit ganz viel Gegenverkehr den recht knackigen Weg runter zum Parkplatz, wo wir dann um 13:10 unsere Wanderwoche beenden.

Der Tappenkarsee ist wirklich eine Reise wert – und @Sepp danke nochmals fürs Bringen und Abholen!

Schön wars!

Statistik

  • Wegstrecke: 11,4 km (davon 6,01 km am ZAW)
  • Zeit 5:21 (davon 2:35 am ZAW), aktiv 3:13
  • Höhenmeter: 348 auf/ 1141 ab (davon 338 auf/538 ab am ZAW)
  • Nächtigung: daheim 🙂

Statistik der gesamten Wanderwoche

  • Wegstrecke: 85,89 km
  • Zeit 29:41 (aktive Gehzeit)
  • Höhenmeter: 6.752 auf/ 6.666 ab
  • Nächtigungen: 6x – Preintalerhütte – Gollinghütte – Keinprechthütte – DAV Haus Obertauern – Südwiener Hütte – Franz Fischer Hütte
Unsere Route im Überblick

Tag 25: Südwiener Hütte – Franz Fischer Hütte

Bevor morgen unsere Woche zu Ende geht haben wir heute mit dem Übergang auf die Franz Fischer Hütte noch eine ordentliche Etappe zu bewältigen.

Die große Hitze, die vor einigen Tagen noch angesagt war, ist ausgeblieben und so starten wir nach einer super angenehmen Nacht im Winterlager und gestärkt mit einem guten Frühstück um 8 Uhr von der Südwiener Hütte (die wir unbedingt wieder einmal besuchen wollen – am besten im Winter zum Skitourgehen) los.

Los gehts von der gemütlichen Südwiener Hütte

Anfangs geht der Weg parallel zum gestrigen Abstiegsweg gleich einmal hinauf an den Osthängen des Scheibenkogels und dann gleich westlich des Höllkogels, bevor wir kurz steil bergauf gehen und sich nach genau einer Stunde Gehzeit vor uns das Windsfeld ausbreitet. Wir sehen von hier hinunter auf die Raststation Tauernalm, kurz bevor die A10 in das Nordportal des Tauerntunnel mündet und wahrscheinlich auch darum haben wir auch ausnahmsweise heute relativ guten Handyempfang.

Gestört wird die schöne Landschaft des Windfeld aber eher durch die hier verlaufende Hochspannungsleitung und ihrer Nebenleitungen, doch wir lassen uns davon auch nicht irritieren. Einen Vorteil hätte es – bei schlechter Sicht braucht man nur den Masten nachgehen, denn wir begleiten die Trasse mehr oder weniger immer leicht bergauf bis hinauf zur Taferlscharte. Davor haben wir einmal kurz Orientierungsprobleme, da ein Wegweiser irgendwie den Weg nicht anzeigt und auserdem auf der anderen Seite des Zauns ist, bei dem es keinen Durchgang gibt (man kann aber locker darüberstiegen kann) und wir dann 20m wieder zurückkraxeln.

Im Windsfeld
Ist hier ein Riese versunken?

Apropos: das Windsfeld wird vielleicht bald noch mehr verbaut – es wird gerade ein neuer Windpark geplant. Man darf hier natürlich geteilter Meinung sein und das Landschaftsbild leidet, doch als Niederösterreicher mit Windräder vor der Haustür sehe ich es jedenfalls positiv, wenn sich auch mal die westlichen Bundesländer dem Thema Windkraft stellen (insbesondere in Tirol finde ich es schon spannend, wenn man zwar ganze Berggipfel für Skilifttrassen abtragen will (das inzwischen gestoppte Projekt Zusammenschluss Pitztal-Ötztal), aber Windräder zu bauen ist nicht möglich.

Um Punkt 10 – also nach 2h Gehzeit erreichen wir die Taferlscharte, wo sogar ein kleines Marterl erreichtet wurde (das Taferlschartenmartel). Inzwischen haben wir auch wieder die Grenze in den Lungau überschritten und von der Scharte haben wir einen schönen Blick zum Mosermandl und unsere weitere Route. Gut zu sehen sind auch die Belüftungstürme der Tauernautobahn, die tief unter uns durch den Berg führt.

Nach kurzer Pause geht es weiter – steil bergab und dann entlang der Südflanke des Taferlnocks (wir sind doch nicht in den Nockbergen?) verlässt uns nun auch die Hochspannungsleitung, die Richtung Süden runter Richtung Zederhaus führt. Wir wandern stetig bergab. bei einem kurzen Gegenhang machen wir Rast.

Schließlich erreichen wir oberhalb der Kößlerhiasalm den tiefsten Punkt, überqueren einen Bach und stehen somit mitten auf (über) der Tauernautobahn. Ich erinnere mich an dieser Stelle noch gut an die Gleinalmüberschreitung, wo wir ja die A9 auf gleiche Art gequert haben. Eines noch an dieser Stelle: die letzten 20min Weg waren zäh, da ziemlich verwildert.

Frischluft für die Tauernautobahn
Rückblick – rechts über dem Turm sieht man den Taferlnock und die -scharte (Masten)

Mit Blick hinunter zur bewirtschafteten Muhreralm (man sieht die Sonnenschirme) steigen wir aber vorbei an den Belüftungstürmen hinauf in eine besondere Gegend. Wir queren hier zahlreiche Rinnsale und der Boden ist sehr weich, wir sind in einem Feuchtgebiet. Kurz nach halb 1 taucht plötzlich ein See vor uns auf, der Rothenwändersee. Wir treffen auch einen Radfahrer (der das Rad aber schiebt) und einen Wanderer vom Riedlingtal raufkommend, der den See zum Ziel hat. Und wir kommen an einer Bank vorbei – ich glaube, die erste nach 70km Wandern – Pause.

Der Rothenwädersee

Die Pause kommt uns eh recht, denn erstens beginnt hier der Abstieg zur Jakoberalm und zweitens ist genau diese heuer geschlossen, denn das nette Pächterpaar vom Vorjahr hat nach einem Jahr wieder aufgegeben und es haben sich leider keine neuen Pächter gefunden.

Pause

Frisch gestärkt steigen wir zur Jakoberalm ab, die wir kurz vor 13:30 erreichen. Knapp 11km sind es bis hierher und inzwischen ist es wirklich sehr heiß geworden. Mäßig motiviert plagen wir uns also die steilen 200hm hinauf auf die südlichen Ausläufer des Mosermandls, wo ein Wegweiser zu dessen Besteigung einlädt. Wir tun uns aber überhaupt nicht schwer, dieser Einladung zu widerstehen (obwohl zeitlich würd es sich locker ausgehen) und sammeln unsere Kräfte für den letzten Anstieg heute hinauf zum Essersee.

Grundsätzlich kennen wir das alles ja, denn wir waren schon voriges Jahr einmal hier – doch so richtig in Erinnerung ist uns der Weg nicht geblieben, sondern nur dass es hier wunderschön ist (was ja auch stimmt).

Nach einem Fotoshootings am Essersee geht es aber nun endlich bergab zur Franz Fischer Hütte, die – so wie fast alle Hütten – doch noch weiter weg ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Um 15:17 ist es dann soweit und wir treffen auf der Hütte ein und können der Wirtin Eveline stolz den heute früh frisch geernteten Kopfsalat vom Hochbeet der Südwiener Hütte mit einem lieben Gruß von der Hüttenwirtin überreichen.

Nach einer erfrischenden Dusche mit 7 Grad kaltem Wasser (Pumpe defekt) aber dafür in der einer schönsten Duschen mit Aussicht genießen wir den sonnigen Nachmittag auf der Terrasse der Hütte – da macht das Weiterwandern gleich noch mehr Spaß.

Statistik

  • Wegstrecke: 15,2 km
  • Zeit 7:15 (aktiv 5:03)
  • Höhenmeter: 1034 auf/825ab
  • Nächtigung: Franz Fischer Hütte

Tag 24: Obertauern – Südwiener Hütte

Heute steht der Übergang zur Südwiener Hütte an, von den Tourdaten eher gemütlich. Aber das stört uns ganz und gar nicht, so können wir uns von dem langen gestrigen Tag erholen und auch das hervorragende Frühstücksbüffet im DAV Haus entsprechend würdigen.

Der Tag begrüßt uns noch freundlich, do schon vor dem Frühstück zieht es zu und beginnt anhaltend und doch recht ausgiebig zu regnen. Wir lassen uns also lange Zeit und starten erst gegen halb 10. Der erste Weg führt zur nebenan liegenden SPAR und dort kaufen wir etwas Proviant ein. Wir wollen noch ein Foto machen, denn diese Spar hat tatsächlich im Außenbereich eine Schank. Die Mitarbeiterin meint, so geht das nicht und wir starten den Wandertag etwas unorthodox mit einer Zirbenschnapsverkostung. Na, das nenn ich mal Gastfreundschaft!

Prost!

Und so wird es 10:41, bis wir endlich losgehen – keine Minute zu früh, denn der Regen hört quasi im Weggehen auf es begleitet uns nur mehr die ersten km ein leichtes Nieseln. Die erste halbe Stunde geht es flach dahin, dann wird es etwas steiler, bis wir nach 50min in eine steile Rinne kommen, die wir bergauf müssen. Es ist alles nass und dadurch ist dieses kurze Stück auch recht unangenehm zu gehen.

Doch 15min und 100hm später biegen wir auch schon in den Wald ab und der Weg wird schöner. Nach ein paar Minuten im Wald verlassen wir diesen auch schon wieder und wandern nun zwischen Latschen und Almen dahin, immer wieder ein wenig bergauf und auch bergab.

Alles in allem ist das wirklich sehr schön und auch ein wenig ein Kontrast zu den letzten Tagen, da wir die 2000m Grenze auch nur unwesentlich überschreiten. Vorbei am Wildsee und über einige Übergänge kommen wir nach einer ausgiebigen Rast gegen 14:45 zum Hengst, was aber nicht wirklich ein Gipfel ist (und wenn , dann haben wir ihn nicht gesehen). Hier treffen wir auch erstmal heute einen Wanderer, der von der Gnadenalm aufgestiegen ist.

Der Wildsee – heute ausnahmsweise mal der einzige See am Weg
Relativ gemütlich gehts dahin – mittig im Bild voraus der Hengst
wer findet das Murmeltier?

Vom Hengst an geht es bergab, anfangs relativ flach, dann ein kurzes Stück etwas steiler und später dann recht angenehm durch den Wald, bis wir kurz vor 15:30 unser heutiges Ziel, die Südwiener Hütte, erreichen. Zu unserer Überraschung ist die Hütte leer, einzig ein tschechisches Paar ist noch da. Doch die Hüttenwirtin klärt uns auf – am Abend kommt eine Gruppe mit 35 Personen, welche in einem Hotel wohnen und eine Hüttennächtigung erleben wollen. Sie quartiert uns daher in das neu renovierte Winterlager aus, da sie Angst hat, dass das heute Nacht eher laut werden könnte.

Wir sind angekommen

Im Nachhinein war diese Sorge unbegründet – die 35 „Polterer“ waren wohlerzogene Teenager aus Paris mit 6 Betreuer, die sich ganz vorbildlich benommen haben (vielleicht auch, weil sie vorher 7 Stunden gewandert sind und alle hundemüde waren). Wie dem auch sei – wir haben eine super angenehme und ruhige Nacht im Winterlager verbracht.

Statistik

  • Wegstrecke: 9,8 km
  • Zeit 4:47 (aktiv 3:15)
  • Höhenmeter: 584 auf/522ab
  • Nächtigung: Südwiener Hütte

Tag 23: Keinprechthütte – Obertauern

Heute, auf unserer Königsetappe, verlassen wir endgültig die Steiermark und die Schladminger Tauern und kommen dem Ende des Ostteils des Zentralalpenwegs einen großen Schritt näher.

Ein langer Tag liegt vor uns, wir wollen früh raus. Frühstück gibt es erst um 7, daher lassen wir uns ein Lunchpaket geben und verlegen das Frühstück in die erste Pause und starten um 06:45 – das Wetter soll heute wieder gut werden.

Ein kurzer Abstieg zum kleinen See und schon beginnt der Anstieg – 600hm stehen jetzt mal an. Steil eine Wiese hinauf, dann weiter oberhalb von Felsabbrüchen (aber nicht ausgesetzt). Nach knapp einer Stunde machen wir Frühstückspause. Es beginnt inzwischen leicht zu regnen und wir ziehen sicherheitshalber die Regenjacke an. Um 8:27 erreichen wir schließlich Ziel 1 – die Krukeckscharte, hinter der es ausnahmsweise mal nicht steil bergab geht. Ein letzter Rückblick ins Obertal und wir maschieren gleich weiter Richtung Rotmandlspitze. Es folgt nun der wahrscheinlich unschönste Teil der ganzen Woche – von der Scharte bis auf den Gipfel einfach nur Geröllwüste.

So freuen wir uns sehr, als wir nach rund 2,5h um 09:16 die Rotmandlspitze erreichen, einer von nur 2 Gipfel auf unserer Wanderung. Das Wetter hat inzwischen aufgeklart und wir blicken hinab zu den malerischen Giglachseeen. Sehr gut sieht man auch die Ahkarscharte – puh, da haben wir heute doch noch einiges vor uns.

Unten links sieht man die Giglachseen und die Ignatz Mattis Hütte – dahinter diel angezogene Lungauer Kalkspitze und rechts die Steirische Kalkspitze und dazwischen die Ahkarscharte – da müssen wir heute auch noch drüber
Am Gipfel der Rotmandlspitze mit imposanten Gipfelkreuz (oder halt sowas in der Art)

Der Abstieg ist – wie immer steil – doch nach rund 45 Minuten wird es flacher und wir wandern wunderschön durch die Wiese Richtung See. Das Wandern ist hier ein wahrer Genuss und so kehren wir top motiviert um 10:30 (also nach knapp 3 :45h) in die Ignaz Mattis Hütte ein. Zum „Draussen Sitzen“ ist es zwar noch zu kühl, aber das Wetter wird immer besser.

Kurz nach 11 geht es weiter, zuerst flach bzw. leicht bergab entlang der Seen bis zur Giglachseehütte, dann steigen wir mäßig steil auf zum Znachsattel. Von hier kann man in das Weißpriachtal in den Lungau absteigen, wir bleiben aber noch ein wenig in der Steiermark und wandern am Rücken der Lungauer Kalkspitze hinauf zur Ahkarscharte, die wir um 12:55 erreichen. Kurz überlegen wir, die steirische Kalkspitze zu besteigen (wäre einfach und auch relativ kurz), doch die Etappe ist eh lang genug und wir verzichten – ist die Aussicht auch von hier wundervoll.

Nun ist es also endgültig an der Zeit der Steiermark ade zu sagen (ok, eine kleine Lücke hab ich noch) und wir genießen den Rundblick. Im Osten erkennt man den Hochgolling und auch die Hochwildstelle, die sich am Montag leider im Nebel versteckt hat und damit auch den Weg, den wir in den letzten Tagen zurückgelegt haben. Im Westen streckt sich der Bogen vom Watzmann über das Steinerne Meer und die Kitzbühler Alpen bis zu den Hohen Tauern, die schon deutlich näher gekommen sind. Kölbreinspitze und Ankogel markieren auch die Richtung, die der Zentralalpenweg in den nächsten Etappen einschlägt.

von ganz dahinten, da komm ich her …
und dort, wo die Gletscher sind, da will ich hin …

Wir wandern aber weiter – natürlich deutlich steiler als gedacht – hinunter zum Oberhüttensattel, bevor es nochmal hinauf Richtung Obertauern geht. Am Sattel angekommen tut sich für uns etwas überraschend auf einmal der Blick auf den Oberhüttensee auf und wir sind verzaubert. Dieser Moment ist sicher einer der schönsten am bisherigen Weg. Und so entscheiden wir sofort, den kleinen aber mehr als lohnenden Miniumweg um den See zur Oberhütte zu machen, wo wir um 14 Uhr einkehren.

Der Oberhüttensee – im Hintergrund die Hütte
Rast auf der Oberhütte am See

Hier rasten wir ausgiebig, inzwischen ist es schon strahlend sonnig und ordentlich warm geworden (das sind wir ja gar nicht gewohnt) und starten dann um 15 Uhr zum letzten Anstieg. Wunderschön ist es auch in das Seitental hinein und zuerst moderat und dann kurz steil hinauf zu einer Anhöhe, von der es in ein ebenfalls wunderschönes Hochplateau geht. Dies durchwandern wir genüsslich (inzwischen sind die Beine auch schon ein wenig müde) bis wir dann um 16:20 an der Seekarscharte eintreffen. Hier blicken wir hinab auf Obertauern, haben erstmals am Weg super Handyempfang (4 Tage digital detox – wirklich schön ist das) und hier endet de facto auch der anstrengende, aber wunderschöne Wandertag, denn die Beschreibung des steilen Weg hinab ins Seekar und dann noch 2km die Asphaltstraße hinaus erspar ich uns jetzt.

Kurz vor der Seekarscharte – die ersten Lifte sind schon in Sicht
Blick auf Obertauern von der Seekarscharte
Dafür haben sie in Obertauern ein schönes Kreuz auf der Scharte

Um 17:30 erreichen wir dann das DAV Haus in Obertauern, belohnen uns mit einer langen Dusche ohne Zeitschaltuhr (wobei die 4min Warmwasser auf den Hütten absolut ausreichen) und genießen die Nacht im frisch bezogenen Doppelzimmer ganz ohne Hüttenschlafsack – längster Tag erfolgreich und ohne Muskelkater absolviert, jetzt ist unser Ziel schon deutlich näher gerückt.

Statistik

  • Wegstrecke: 19,7 km
  • Zeit 10:45 (aktiv 6:15)
  • Höhenmeter: 1262 auf/1411 ab
  • Nächtigung: DAV Haus Obertauern

Tag 22: Gollinghütte – Keinprechthütte

Am 3. Tag passieren wir den höchsten Berg der Schladminger Tauern und schnuppern im Göriachwinkel erstmals „Salzburger Luft“.

Start von Tag 3 ist nach einer ruhigen und angenehmen Nacht auf der Gollinghütte und gutem Frühstück um 7:15, steht doch heute erstmals eine Hütte am Weg als Pause am Programm. Und auch das Wetter meint es gut mit uns – nur mehr Restbewölkung am Himmel, die im Laufe des Tages ganz verschwindet und auch deutlich wärmer ist es geworden.

Zuerst geht es 20min flach in den Gollingwinkel, der auch gerne als größtes natürliches Amphi-Theater der Welt bezeichnet wird. Und das beschreibt diesen wunderschönen Fleck Erde, der nebenbei als Pferdeweide dient, auch recht gut, denn fast im Halbkreis ragen steile Felsen empor, im Zentrum die 1000m hohe imposante Hochgolling-Nordwand.

Blick in den Gollingwinkel

Wir biegen rechts in eine Rinne ein, zuerst über Blockwerk und Geröll, dann auf einem steilen Wiesenhang in Serpentinen empor. Doch bald wechseln wir wieder ins Geröll und steigen weiterhin steil aber unschwer bis hinauf zur Gollingscharte, welche wir um 09:28, also nach gut 2h erreichen.

Über Stock und vor allem Stein steil hinauf in die Gollingscharte
Auf der Gollingscharte

Vielleicht hätten wir sie bei gutem Wetter gestern oder vorgestern auch schon gesehen, für uns ist es jedenfalls Premiere am Zentralalpenweg – der Blick in die Gletscherwelt der Hohen Tauern, der uns sofort in seinen Bann zieht.

Da blitzen sie hervor, die Hohen Tauern. Im Vordergrund das kleine Schneefeld und hinten sieht man schon die Landawirseehütte. Rechts ist der Samspitz, den wir 2020 bestiegen haben.

Nach einer kurzen Rast beginnen wir mit dem Abstieg in den Göriachwinkel, den wir von vergangenen Urlauben schon kennen (siehe hier). Das Schneefeld, welches wir ein wenig gefürchtet haben, ist schon fast weg und dessen Rest absolut ungefährlich. Nach rund 45min und 200hm Abstieg kommen wir zur Abzweigung des Höhenwegs. Dieser ist inzwischen saniert, heuer seit rund 2 Wochen geöffnet (immer erst, wenn schneefrei) und wird uns von einer Wandererin, die diesen gerade verlässt, auch wärmstens empfohlen. Wir haben Zeit und wollen unbedingt die Landawirseehütte besuchen, so steigen wir doch weiter in den Gollingwinkel ab (der Abstieg ist allerdings auch ordentlich steil) und erreichen um 11:40 die Hütte, wo wir eine ausgiebige Rast einlegen.

Rückblick auf den Hochgolling und die Gollingscharte
Die Landawirseehütte ist erreicht.

Um 12:35 geht es, gestärkt mit einem hervorragenden Zwetschgenkuchen, weiter Richtung Trockenbrotscharte, welche wir nach knapp 1 Stunde erklimmen. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick ins Schladminger Obertal bis hinaus zum Dachstein. Eine kurze Fotopause wird eingelegt und um 13:30 beginnen wir mit dem wiederum steilen Abstieg. Der Weg wird aber bald flacher und es beginnt eine laaaange Querung teils steiler Wiesenhänge in einem weiten Bogen Richtung Keinprechthütte, die man schon sehr früh sieht und die lange Zeit nicht näherkommen will. An einigen Stellen sind sogar Sicherungen eingebaut (immer nur kurz), da es einige heikle Rinnen zu queren gilt.

Auf der Trockenbrotscharte. Im Hintergrund der untere Landawirsee.
Das Schladminger Obertal mit dem Dachstein und der Bischofsmütze.
Hütte in Sicht

Kurz vor der Hütte haben wir noch ein besonderes Erlebnis – unsere erste Murmeltiersichtung, der in den kommenden Tagen noch viele weitere folgen werden. Um 15:30 ist es dann geschafft, wir sind am Tagesziel – der Keinprechthütte – angelangt. Später am Abend wird uns der Hüttenwirt noch viele interessante Geschichten vom Bergbau in den Hängen der Vetternspitze und der Zinkwand (was wurde da wohl abgebaut – stimmt genau, Zink war nicht dabei) erzählen – immerhin haben hier in den Hochzeiten rund 1500 Bergleute Sommer und Winter gearbeitet. Kurz nach 9 liegen wir dann im Bett, denn morgen steht uns ein richtig langer Tag bevor.

Rückblick von kurz vor der Hütte – einfach herrlich hier
Ziel erreicht – die Jause haben wir uns jetzt aber verdient.
Vorbereitung auf morgen 😉

Statistik

  • Wegstrecke: 10,0 km
  • Zeit 8:12 (aktiv 3:48 – das kann nicht stimmen)
  • Höhenmeter: 1128 auf/917 ab
  • Nächtigung: Keinprechthütte

Tag 21: Preintaler Hütte – Gollinghütte

Am 2. Tag durchwandern wir die wunderschönen Klafferkessel und besteigen den höchsten Punkt unserer Wanderwoche, den Greifenberg.

Nach einer guten Nacht starten wir um 08:15 unseren Wandertag. Das Wetter ist etwas besser wie gestern und so hoffen wir, zumindest die Klafferkessel ohne Nebel zu durchwandern.

Zuerst geht es noch recht gemütlich ansteigend in das Äußere Lämmerkar, doch dann zweigt der Weg nach rechts den Hang hinauf ab und wird steiler. Doch wir kommen gut voran und nach etwas Blockwerk und einem kurzen finalem Anstieg stehen wir um 10 Uhr an der unteren Klafferscharte.

Und wir waren wirklich überrascht. Die Klafferkessel werden überall als echte Naturschönheit angepriesen und es ist tatsächlich so. In all meinen Wanderungen hab ich das in dieser Form tatsächlich noch nicht erlebt – ein Gesamtkunstwerk. So lassen wir uns auch ordentlich Zeit und genießen die Stunde durch die „Eiszeit“.

im Klafferkessel

Dann geht es recht knackig hinauf auf de Greifenberg. Zuerst klettern wir durch steiles Blockwerk zur Klafferschneide hinauf, dann auf der Salzburger Seite unterhalb des Grates (teilweise mit Seilsicherung), bis wir um 12:20 am Greifenberg (2618) stehen, der den höchsten Punkt unserer Wanderwoche markiert.

Der Gipfel selbst ist nebelfrei, doch die umliegenden Berge hüllen sich in Wolken und es geht ein eisiger Wind. So halten wir uns auch nicht am Gipfel auf, sondern steigen gleich ab. Zuerst ist es noch halbwegs angenehm, doch nach dem Greifenbergsattel wird es steil.

die letzten Meter zum Gipfel
Am Gipfel des Greifenbergs (2618)

Teilweise ist der Weg auch recht ausgesetzt, immer aber steil und oftmals sind kleinere (manchmal recht nasse) Felsstufen abzuklettern. Kurz vor der Hütte bei einem Wasserfall ist auch noch eine weitere Seilsicherung. Alles zusammen plagen wir uns da recht runter und sind froh, um 15:47 auf der wirklich sehr schönen Gollinghütte anzukommen.

Statistik

  • Wegstrecke: 8,9 km
  • Zeit 7:32 (aktiv 3:33 – das kann nicht stimmen)
  • Höhenmeter: 984 auf/1006 ab
  • Nächtigung: Gollinghütte

Tag 20: Breitlahnhütte – Preintalerhütte

Nach 2 Jahren Pause wollen wir eine Woche bis ans Ende des Ostteils des Zentralalpenwegs wandern – Start ist die Breitlahnhütte.

Endlich geht es wieder weiter am Zentralalpenweg und erstmal begleitet mich meine Frau. Eine Woche Zeit haben wir und unser Ziel ist der Tappenkarsee.

Um 8:36 geht es los, unser Freund Sepp macht Taxidienst und begleitet uns auch ein kurzes Stück. Der Parkplatz bei der Hütte ist leer, was wohl weniger den stattlichen 12 EUR Maut als der recht bescheidenen Wetterprognose geschuldet ist. Kalt wird es oben am Berg (4 Grad), windig und vielleicht ein wenig Regen.

Doch nun genug der Jammerei, das erste Stück ist flach, doch nach ein paar Minuten geht es steil durch den Wald bergauf. So dauert es auch nicht lange und um 9:19 erreichen wir schon die Lassachalm. Die Besitzerin fragt uns nach unseren Zielen und ist hellauf begeistert, dass wir am 02er gehen, denn sie hat diesen auch schon in 13 Wochen bezwungen. Da sind wir gleich noch viel motivierter, als wir es sowieso schon sind :).

Los gehts bei der (um die Zeit noch geschlossenen) Breitlahnhütte!

Schrieb smeki noch in sein Blog, dass er die Schuhe wegen dem hohen Gras 2x ausleeren musste, so stellen wir heute fest – der Weg ist bis nach oben an allen wichtigen Stellen gemäht (danke dafür) – da liest der Tourismusverband Sölktäler wohl auch aufmerksam mit :).

Der Wald lichtet sich und gegen halb 11 kommen wir auf eine Hochalm. Dort ist der Weg nicht immer ganz einfach zu finden, doch wir kommen ohne gröbere Umwege weiter. Es ist steil, wobei nicht mehr so wie am Anfang und die Kühe schauen uns gelangweilt zu.

Nun geht es hinauf zur Karlkirchen, die wir im Nebel aber nicht wirklich sehen. Oben auf der Scharte stellen wir fest – kein Nebel auf der anderen Seite im Stummerkessel, wir waren schon etwas in Sorge. Wir steigen kurz ab und queren am gegenüberliegenden Hand leicht schräg hinauf. Hier beginnt der schwierigste Teil des Wegs – ausrutschen absolut verboten und das nasse Wetter hilft noch mit.

Doch irgendwann ist auch dieser Abschnitt geschafft, die Querung ist vorbei und der Weg wird wieder steiler Richtung Scharte. Über Blockwerk noch ein paar kleine Schneefelder erreichen wir 13:42 die Trattenscharte. Jetzt gehts noch unschwer und landschaftlich wunderschön zur Wildlochscharte weiter und bald sind wir am höchsten Punkt angelangt und wir biegen Richtung Preintalerhütte (ich versteh bei der Markierung jeden, der hier nicht abbiegt, sondern Richtung Hochwildstelle weitergeht).

Hier beginnt nun auch der Nebel – aber nicht wirklich störend, doch der Wind frischt jetzt deutlich auf. So beeilen wir uns, damit wir rasch weiter ins Tal kommen, wo wir dann müde um 15:48 unser Ziel, die Preintalerhütte erreichen.

Riesachsee

Statistik

  • Wegstrecke: 10,9 km
  • Zeit 7:11 (aktiv 4:31 – das kann nicht stimmen)
  • Höhenmeter: 1412 auf/844 ab
  • Nächtigung: Preintalerhütte

Landawirseen und Samspitze

Im Salzburger Lungau gibt es viele wunderschöne Bergseen. Diese schöne Tour führt uns im Göriachwinkel zu den Landawirseen.

Corona hat uns heuer etwas überraschend doch noch einen gemeinsamen Familiensommerurlaub beschert, dieser führt uns in den wirklich wunderschönen und recht beschaulichen Lungau. Im Lungau liegen ja die südlichen Schladminger Tauern und diese geizen dort nicht mit ihren Reizen – insbesondere mit ihren vielen großen und kleinen Bergseen. Und so führt uns unsere Tour heute auf die Landawirseen im Görichtal. Ganz zufällig fällt unsere Wahl nicht auf diese Seen – liegen sie doch am Zentralalpenweg (4 Tage brauche ich noch bis hierher) und in bin mir inzwischen nimmer sicher, ob ich heuer überhaupt eine Etappe gehen werde.

Die Anfahrt ist recht gemütlich – mit dem Auto kann man auf einer gut befestigten Forststraße bis zum Parkplatz vor dem Hüttendorf der Görichalmen fahren und so starten wir um 8:47 unsere Wanderung schon auf rund 1.400m.

Nach 5min ist man schon beim Hüttendorf – wirklich schön angelegt und mit der urigen Hansalhütte gibt es auch eine Möglichkeit zur Einkehr. Weiter geht es entlang dem Bach und nach 20 min und knapp 100hm steht das nächste Highlight am Programm – ein schöner Wasserfall an einer Stufe. Nun wird es etwas steiler bis wir nach rund 10min am oberen Ende der Stufe eine Alm erreichen. Hier sehen wir auch schon den Hochgolling am hinteren Ende des Tals.

Es geht stetig aber nie wirklich steil bergauf und schon bald öffnet sich das wunderschöne Tal namens Görichwinkel. Rechts sehen wir schon die noch mit Schneefeldern bedeckte Gollingscharte, wo die Weitwanderer am Zentralalpenweg steil herunterkommen. So werden dieser paar Meter bis zur Landawirseehütte wohl die einzigen sein, die ich heuer am 02er wandere ;(.

So erreichen wir um halb 11, also nach knapp 1 3/4h die noch leere Hütte – das wird sich auch noch ändern. Wir gehen aber gleich weiter zum Unteren und dann noch zum Oberen Landawirsee, wirklich wunderschön ist es hier. Kurz vor 3/4 12 sind wir zurück auf der Hütte und kehren ein – inzwischen ist die Hütte ja schon gut besucht.

Der Untere Landawirsee
Und der Obere Landawirsee

Gestärkt beschließen wir, das schöne Wetter zu nutzen und die nahegelegene Samspitze zu besteigen. Mit 2381 ist sie einer der kleineren Gipfel hier im Tal und wohl nicht besonders beliebt, den es war kaum ein Track im Internet zu finden. Um 12:50 maschieren wir los – zuerst ein kurzes Stück am Zentralalpenweg Richtung Trockenbrotscharte, dann aber gleich rechts abbiegend schräg den Hang entlang.

Und diese Schräge ist dann doch deutlich steiler und unangenehmer zu begehen, als wir erwartet haben. Ein kurzes Steilstück erpuppt sich vor allem wegen dem losen und brüchigen Gestein als ordentliche Herausforderung. Ich weiß jetzt wohl auch, warum dieser Gipfel nur selten begangen wird. Doch schließlich sind alle Schwierigkeiten überwunden und wir erreichen nach knapp über einer Stunde Gehzeit gegen 14 Uhr den Gipfel.

Von hier an der Salzburgerisch – Steirischen Grenze aus haben wir einen wunderschönen Rundblick und auch den bisher verwehrten Tiefblick ins Schladminger Obertal. Hier kann man auch sehr schön den Wasserreichtum und die vielen Seen erkennen, die es hier in der Schladminger Tauern gibt.

Nach einer kurzen Fotopause geht es nun wieder bergab. Das unangenehme Steilstück ist im Abstieg erwartungsgemäß noch ein wenig unangenehmer, doch wir schaffen es. Auf rund 2150m trifft der Weg auf den Tauernhöhenweg, der von der Gollingscharte „direkt“ zur Trockenbrotscharte führt. Ich kann den Weg Richtung Hochgolling nicht genau erkennen, aber es ist nach wie vor gesperrt und es sind auf diesem Weg jedenfalls einige steile Abbrüche zu queren. Von hier aus ist der Weg aber nicht mehr ausgesetzt und so gehen wir ihn auch retour.

Der höchste Berg der Schladminger Tauern – der Hochgolling – wacht über uns. Links die Gollingscharte, von wo auch der ganz leicht sichtbare Aufstieg auf den Gipfel beginnt.

Nach einer kurzen Stärkung auf der Hütte gehen wir wieder ins Tal – der Weg zieht sich dann trotz des wunderschönen Panoramas doch recht ordentlich und wir sind froh, als wir kurz nach 17 Uhr die Hansalhütte erreichen, wo wir den wunderschönen Wandertag ausklingen lassen.

Auf eine wunderschöne Wanderung – Prost!

Statistik:

  • Strecke: Parkplatz Hinteres Göriachtal – Landawirseehütte – Unterer Landawirsee – Oberer Landawirsee – Landawirseehütte – Samspitze Landawirseehütte – zurück zum Parkplatz
  • 17,4 km, 1.071 hm, höchster Punkt Samspitze (2381m)
  • Gehzeit 09:12 (netto 05:27)
  • Einkehr: Hansalhütte (Tal – 1418m), Landawirseehütte (1985m)