Tag 28: Neue Prager Hütte – Großvenediger – Kürsingerhütte

Heute erreichen wir den höchsten Punkts des Zentralalpenwegs – die Venedigerscharte auf 3.407m, die gleichzeitige Besteigung der weltalten Majestät ist da natürlich vorprogrammiert.

Nachdem der Schneefall gestern Abend bald wieder aufgehört und es aufgeklart hat, haben wir uns von der Hütte aus den Gletscher angeschaut und festgestellt – Spalten sind ausreichend vorhanden, da wird uns heute nicht fad. Wir beschließen daher auch einen frühen Start, um den Nachtfrost zu nutzen.

So starten wir nach einem kleinen Frühstück und dem Zusammenräumen der Hütte um 05:38 unseren Gipfeltag und dieser beginnt mühsam. Der Schnee ist gestern nicht gänzlich geschmolzen und so erwartet uns als Morgensport ein Tanz über teilweise vereistes Blockwerk. Zuerst rund 50 hm hinunter, dann später hinauf auf ca. 3000 m Seehöhe, wo wir nach knapp 1,5 h den Anseilplatz am Schlatenkees erreichen.

Wir machen eine kurze Pause, legen die Gletscherausrüstung an und betreten eine halbe Stunde später um 7:40 den Gletscher. Entlang von Längsspalten geht es den ersten Aufschwung empor, dann etwas flacher immer in Richtung des Hohen Aderls. Es liegen hier rund 10 cm Neuschnee, welcher den Gletscher im Licht der aufgehenden Sonne erstrahlen lässt, aber auch mögliche Wegspuren gut versteckt. Wir sind heute auch die Einzigen, die den Großvenediger von dieser Seite aus erklimmen.

Im nächsten Spaltenfeld meinen wir eine Spur zu finden und folgen dieser auch, doch rasch werden die Spalten breiter und wir müssen umkehren. Schnell finden wir einen Weg heraus und können diese Zone rasch durchsteigen. Weiter geht es hinauf, hier scheinen auch weniger Spalten zu sein. Doch kurz nach 9 auf knapp 3.300 m Seehöhe bricht Sepp als unser Seilführer in eine nicht sichtbare Spalte ein – doch noch bevor das Seil spannt, fängt sein Rucksack den Sturz auf und Sepp kann alleine wieder rausklettern.

Wir steigen höher und der Blick weitet sich. Der Gipfelaufbau wird sichtbar, ebenso die Venedigerscharte (zumindest die Richtung) und auch einige (später viele) Seilschaften, die am Weg von der Kürsingerhütte hinauf auf den Gipfel sind. Wir drehen nun in Richtung Scharte, zuerst gilt es aber abermals bis auf eine Höhe von 3350 m ein größeres Spaltenfeld zu überwinden, was aber nur ein paar kurze Umwege bedarf. Nun geht es geradeaus weiter, wir spüren neben der Höhe auch die letzten Tage in den Beinen und kommen nur recht langsam voran.

Das Wetter hat sich eingetrübt, doch umso näher wir dem Gipfelaufbau kommen, desto besser wird es – ein gutes Zeichen. Um 10 Uhr, also nach rund vier Stunden Wegzeit erreichen wir die „Autobahn“, also den schon stark ausgetretenen Weg von der Kürsingerhütte herauf.

Wir machen eine letzte Pause und es geht – wieder steiler – hinauf. Zwei größere Spalten sind zu queren und bald erreichen wir die letzte Hürde, den Grat zum Gipfel. Dieser ist gut ausgetreten und einfach geht es am kurzen Seil hinüber. Um 11 Uhr erreichen wir dann nach 5,5 Stunden Aufstiegszeit den Gipfel der Weltalten Majestät – Österreichs 5.höchsten Berg und der höchste Berg Salzburgs.

Im Ausblick erkennen wir, dass wir privilegiert sind – denn die Hohen Tauern hüllen sich allesamt in Wolken, nur hier ist ein Sonnenfenster. Nach ausgiebiger Pause auf dem angenehm großen Gipfelplateau starten wir um 11:30 mit dem Abstieg.

Der Schnee ist schon deutlich weicher, doch im Abstieg stört das nicht so sehr und wir kommen gut voran. Doch bald ist Pause – vor einer Leiter über eine große Spalte unter der Scharte müssen wir ein paar Seilschaften abwarten, bis wir ebenfalls übersetzen können. Danach geht es den Gletscher hinunter, einige größere Spalten mit recht spannenden Eisbrücken sind dabei zu queren – ob die noch lange halten?

Ganz am Ende durchqueren wir am ausgeaperten Gletscher noch ein Spaltenlabyrinth, bevor wir um 13:45 das Obersulzbachkees verlassen. Hier geht es dann nochmals im Fels ein paar Meter bergauf und schließlich erreichen wir kurz nach 15 Uhr die Kürsingerhütte, wo wir gemeinsam mit 150 anderen Bergsteigern den Abend und die Nacht verbringen – im Vergleich zu gestern ein völlig konträres Erlebnis, doch die Hütte ist wirklich perfekt organisiert.

Lois hat neben dem Video der ganzen Wanderung auch noch ein Gletscher Special vom Gipfeltag erstellt.

Am nächsten Morgen starten wir nach einem guten Frühstück (dass auf der Kürsingerhütte jederzeit eingenommen werden kann, das hatte ich bisher noch auf keiner einzigen anderen Hütte) um 07:22 unseren Abstieg. Zuerst noch gemütlich, dann etwas steiler geht es Richtung Tal, bis wir quasi am Abgrund stehen und seilversichert durch die Wand absteigen. Nach gut 45 min sind wir am Talboden angekommen und wandern den Gletscherbach entlang (Gletscherlehrpfad) bis wir nach 1:15 h und 3,3 km an der Talstation der Materialseilbahn ankommen. Hierher haben wir uns das Hüttentaxi bestellt, welches uns um 10 EUR p. P. den schönen, aber langen Weg zum Parkplatz Hopffeldboden bringt, wo uns unsere Frauen abholen und unsere 4-Tages Wanderung endgültig zu Ende geht.

Morgenpanorama von der Kürsingerhütte aus
Im Obersulzbachtal angekommen

Link zum Track.

Statistik

  • Wegstrecke: 12,2 km; Abstieg 3,3 km
  • Zeit: 9:27 (aktiv 4:59); Abstieg 1:16 (aktiv 1:13)
  • Höhenmeter: 969 auf/1200 ab; Abstieg 0 auf/629 ab
  • Nächtigung: Kürsinger Hütte

Tag 27: St. Pöltner Hütte – Neue Prager Hütte

Am Ende der Hohen Tauern wartet der Großvenediger. Und wie es sich für die weltalte Majestät gehört, nähert man sich langsam und andächtig – über den St. Pöltner Westweg, auch Venediger Höhenweg genannt.

Im Zuge unserer 9 summit Tour gilt es u.a. noch den Großvenediger zu besteigen. Als Mitglieder der AV Sektion St. Pölten wollen wir diesen über die St. Pöltner Hütte und den St. Pöltner Westweg besteigen – perfekt für mich, kann ich dadurch gleich 2 Etappen am Zentralalpenweg abhaken.

So starten wir eigentlich schon am Donnerstag, den 11.08., nach gutem Frühstück (wie immer bei Lois) von zuhause weg und erreichen kurz vor 14:00 Uhr den Parkplatz am Hintersee im Felbertal (Kostenpflichtig, max. Ticket für 3 Tage erwerbbar). Von dort führt der Aufstieg zur St. Pöltner Hütte ein paar Minuten entlang des Sees, dann vorbei an einer gemütlichen Jausenstation (bei der wir natürlich gleich einkehren) und dann nach knapp 2 km Wegstrecke links hinauf, wo es zuerst steil die Wiesenhänge, dann aber bald Drahtseilgesichert durch die steilen Wandabbrüche geht, bis man nach rund 2,5 h Gehzeit auf einem Hochplateau ankommt.

Ab da geht es zuerst gemütlich dahin, am idyllischen Plattachsee vorbei und gegen Ende wieder etwas steiler zur St. Pöltner Hütte, die man ab Erreichen des Plateaus sehen kann. Gestört wird die Idylle nur von den Hochspannungsmasten über den Felbertauern (die mich im Gegensatz zu denen am Windsfeld diesmal wirklich stören). Kurz vor 18:00 erreichen wir dann die Hütte, die überraschenderweise ziemlich leer ist.

Plattachsee
Auf der St. Pöltner Hütte – es hängt noch die Deko von der 100Jahr Feier von voriger Woche

Der Grund dafür ist wohl auch der, dass die Neue Prager Hütte am 8.8. wegen Wassermangel die Saison vorzeitig beendet hat. Wir haben allerdings beschlossen, es trotzdem zu riskieren und spekulieren mit einem noch vorhandenen Notbetrieb, ansonsten wird es der Winterraum. Der Abend auf der Hütte ist gemütlich und der Hüttenwirt warnt uns noch vor den Gletscherspalten am Berg bzw. dass wir nicht vergessen sollen, vor der Hütte unsere Wasservorräte aufzufüllen – Bäche gibt es dazu genug.

Und so starten wir nach angenehmer Nacht und gutem Frühstück am 12.08. um 07:48 unseren Wandertag – für mich sind das auch die allerersten Zentralalpenwegmeter in Osttirol (die gibt es zwar schon vorher, aber diese Etappen hab ich ja noch nicht). Zuerst geht es kurz bergab und nach ein paar Hundert Meter erreichen wir eine Weggabelung, wo man weiter nach Süden Richtung Matrei (Außergschlöss) absteigen könnte, wir biegen aber nach rechts in den St. Pöltner Westweg ein, auch Venediger Höhenweg genannt.

Es beginnt nun eine wirklich wunderschöne Höhenwanderung hinein in den Talschluss des Gschlösstals, mit den üblichen Auf und Abs, nur einmal unterbrochen von einem kurzen, seilgesicherten Anstieg. Generell an dieser Stelle ein großes Lob an das Wegeteam – sowohl beim gestrigen Aufstieg als auch heute: TOP Wege, bestens markiert und gesichert und man sieht die viele Arbeit, die hier investiert wurde – DANKE dafür!

Nach einem nun doch schon langem Marsch von fast 10km und knapp 5h Gehzeit (inkl. Pausen) beginnen wir um 13:40 den einzig nicht schönen Teil heute – den mühsamen Abstieg über steiles Blockwerk hinunter in den Talboden, wir sind inzwischen schon fast beim Talschluss ergo dem Gletscherende angelangt.

Rechts der Talschluss des Gschlösstals – den Hang voraus werden wir noch queren.

300 hm Abstieg und 40min später ist es geschafft und wir wandern kurz entlang des Gletscherbachs talauswärts, bevor es über eine Brücke auf die andere Seite geht. Das Wetter hat inzwischen wie angekündigt umgeschlagen, Wolken ziehen auf und stellenweise regnet es schon. Wir rasten daher auch nur kurz und steigen nun den steilen Gegenhang (teilweise versichert) wieder auf, bis wir nun sanfter ansteigend den steilen Hang Richtung Alte Prager Hütte queren. Als wir diese gegen 14:40 erreichen, wird der Regen, der uns inzwischen auch eingeholt hat, stärker und wir stellen uns in der zum Museum umgebauten Hütte unter (also für 4 Personen geht es sich im Vorraum gerade noch aus).

Der Regen dauert aber nur kurz und so gehen wir weiter – das Ziel ist inzwischen oben am Berg zu sehen, 300 hm fehlen noch. Ungefähr 10 min nach der Hütte queren wir noch einen Bach, an dem wir unsere Wasservorräte für morgen füllen. Das Wetter wird immer schlechter und wir wechseln auf Regenausrüstung. Das ist gut, denn kaum gehen wir um 15:05 los beginnt es neuerlich zu regnen und dieser wird auch immer stärker. 250hm fehlen noch bis zur Hütte und da wissen wir ja auch nicht genau, was uns erwartet. Doch zuerst müssen wir mal rauf und es beginnt zu Graupeln. Das kenn ich schon, das sind die untrügerischen Vorboten eines Gewitters. So holen wir nach langem Wandertag unsere letzten Reserven raus, inzwischen höre ich es auch donnern – weiter weg zwar, aber man weiß ja nie, was kommt.

Um 15:39 ist es soweit und wir erreichen die Hütte. Diese ist noch nicht Winterfest, aber es brennt kein Licht und sie wirkt verlassen – was sie auch ist. Ich betrete als erstes den Winterraum und stelle fest, wir sind alleine, der Winterraum ist sehr schön und es gibt Brennholz. Also alles gut. Wir machen somit als erstes Feuer, inzwischen ist auch schon die 2. Gruppe da und Thomas packt sich nochmal zusammen und geht unserer Nachzüglergruppe entgegen, um ihnen zu helfen. Bald treffen diese ein und wir feiern meinen Geburtstag als ein ganz besonderes Hüttenerlebnis – Lois hat sogar eine Flasche Wein von der St. Pöltner Hütte herübergetragen.

Wasser finde ich am nächsten Tag in einer Zisterne oberhalb der Hütte, wir wissen aber nicht, ob es Trinkwasser ist. Wir haben aber die Graupel genutzt und diese einfach geschmolzen. Später hat es dann zu schneien begonnen und somit wissen wir nun – Graupel schmecken deutlich besser als Schnee ;).

Danke wieder an Lois für das Video (inkl. Großvenediger und Abstieg).

Link zur Tour auf Bergfex (inkl. Track).

Statistik

  • Wegstrecke: 15,0 km; Aufstieg 6,8 km
  • Zeit: 7:51 (aktiv 5:26); Aufstieg 3:56 (aktiv 2:30)
  • Höhenmeter: 948 auf/634 ab; Aufstieg 1163 auf/4 ab
  • Nächtigung: Neue Prager Hütte bzw. St. Pöltner Hütte am Vortag

Hochtour auf die Wildspitze

Im Zuge unseres 9 summits Projektes besteigen wir diesmal den zweithöchsten Berg Österreichs und den höchsten Tiroler – die Wildspitze im Ötztal.

Der Plan war der folgende: Freitag Anreise nach Vent, Aufstieg auf die Breslauer Hütte; Samstag Gipfel, Abstieg und Nächtigung im Tal und am Sonntag gemütliche Heimreise. Das Schlechtwetter am Samstag war aber dagegen und so war der Plan B: Anreise Samstag, Sonntag Aufstieg und Abstieg zur Hütte mit Nächtigung und am Montag Abstieg ins Tal und Heimreise.

So fahren wir nun am Samstag, den 11. Juli am späten Vormittag los und erreichen nach einer laaaaangen Fahrt Längenfeld. Diesmal sind alle 5 Gipfelstürmer der 9 summits Gruppe dabei und im Ötztal stoßen auch noch Christian und Thomas zur Gruppe dazu – in Summe sind wir also zu siebent.

Am Sonntag um 6:30 geht es los – wir fahren als erstes nach Sölden frühstücken und fahren dann weiter nach Vent. Pünktlich um 8 nehmen wir den ersten Lift nach oben, der Anstieg vom Tal aus ist uns für einen Tag dann doch zu lange. Inzwischen wurde der obere Schlepplift ja auch durch einen Sessellift getauscht und so nehmen wir gleich noch ein paar Höhenmeter mit und starten dann top motiviert um 08:38 auf inzwischen 2.634m Seehöhe unsere Tour.

Perfekt zum Eingehen geht es dann erstmal einen halben km bergab – doch wir verlieren nur rund 50 m Höhe, das ist verkraftbar. Dann geht es am Normalweg über eine Brücke des Rofenbachs recht knackig hinauf zur Breslauer Hütte, die wir nach 40 min erreichen. Kurz das Hüttenequipment hinterlegt und Sonnencreme geschmiert – das Wetter scheint perfekt zu werden – geht es um 09:40 weiter Richtung Wildspitze – wir haben uns für den Normalweg über das Mitterkarjoch entschieden.

Leider hat ein Mitglied unserer Gruppe von Beginn an Probleme mit der Höhenlage und so kommen wir die ganze Tour über eher langsam voran. 1,5 h sind wir am großteils aperen Weg – gegen Ende jedoch über ausgedehnte Schneefelder – unterwegs, bis wir auf 3.300 m Höhe beschließen, Klettergurt und Steigeisen anzulegen.

Badesee wird das wohl eher keiner sein …
Schöner Rundblick in das Kar. Hinten in der Mitte neben einer Rinne der Klettersteig.

Die nachfolgenden rund 150 Höhenmeter gehen wir steil im inzwischen aufgefirnten Schnee – es kommen uns schon die ersten Gruppen am Rückweg entgegen. So haben wir am Einstieg des Steigs auch noch einiges an Wartezeit und während einige Kameraden schon oben Jausenpause machen, steigen die letzten Bergsteiger unserer Gruppe erst um 12.30 in den Steig ein, dessen Durchsteigung 20 min dauert. Der Klettersteig selber ist durchgehend gesichert und auch mit Steigeisen sehr gut begehbar.

Am Grat angekommen öffnet sich uns ein wunderschöner Blick auf den riesigen Taschachferner – sicherlich auch durch den Neuschnee vom Vortag im strahlenden Weiß. Um 13 Uhr gehen wir in 2 Seilschaften los und queren den Gletscher – recht angenehm moderat ansteigend, erst am Ende steilt sich der Gletscher auf. Nach einer Stunde legen wir an der Flanke des Gipfels angekommen Rucksäcke und Seil ab und klettern rund 15 min die letzten Meter empor – den Gipfel erreichen wir um 14:20, also 5:40 nach Abmarsch, reine Gehzeit rund 4:45. Einen Vorteil hat die Sache – wir sind ganz alleine auf dem zweithöchsten Berg Österreichs und haben aufgrund des stabilen Wetters auch absolut keinen Stress und können die herrliche Fernsicht genießen.

Die absolute Ruhe und Weite des „ewigen“ Eises machen einen demütig.
Anscheinend die Schlüsselstelle beim finalen Aufstieg – eine Felsnase.
Berg heil von der Wildspitze!

Zurück geht es dann um 14:40 am Aufstiegsweg. Dabei präsentiert sich das Steilstück unter dem Klettersteig recht unangenehm, da der Schnee inzwischen sehr weich und sehr nass geworden ist (das ist dann halt der Nachteil an der fortgeschrittenen Tageszeit), so gut wie niemand von uns schafft es ganz ohne Ausrutschen, manche rutschen gleich absichtlich :).

Im Abstieg nutzen wir dann vermehrt die noch vorhandenen Schneefelder und erreichen um 17:35 die Hütte – gerade rechtzeitig zum Abendessen. Christian und Thomas verlassen uns hier und steigen gleich am Abend noch ins Tal ab, der Rest feiert auf der Hütte den Gipfelsieg.

Am Montag starten wir dann nach einem gemütlichen Frühstück um 08:15 den Abstieg ins Tal, verzichten dann auch auf den unteren Lift und erreichen nach 1:20 Gehzeit den Parkplatz, wo eine wunderschöne Tour endgültig zu Ende geht.

Fazit: Touren zu vergleichen ist immer schwer, weil es viele Faktoren gibt, die hier einfließen und es auch immer sehr subjektiv ist. Verglichen mit dem Piz Buin vom vorigen Jahr war der Gletscher sicherlich angenehmer, weil nicht aper, deutlich spaltenärmer und gefühlt auch flacher. Der Klettersteig war einfach, das letzte Stück auf den Gipfel auch (es gibt genau eine Stelle, wo man ein wenig aufpassen muss). Gletscher- und Klettertechnisch ist die Wildspitze also einfacher. Einzig unangenehm ist das kurze Steilstück unter dem Steig. Was man natürlich schon merkt ist die Höhe, die Wildspitze ist dann halt doch 400 m höher und das merkt man – gerade wenn man so wie wir – vom Tal in einem Schwung auf 2.600 m rauf fährt und dann gleich ganz hinauf geht. Da wäre die Nacht auf der Hütte sicher hilfreich gewesen, aber das war halt nicht möglich.

An dieser Steller wieder DANKE an Lois für das wie immer spitze Video!

Statistik:

  • Strecke: Bergstation Sessellift „Wildes Mannle“ – Breslauer Hütte – Mitterkaroch (Klettersteig) – Taschachferner – Wildspitze (Südgipfel). Retour am Aufstiegsweg bzw. Talabstieg von der Hütte über den Normalweg Hütte – Stablein – Vent.
  • Länge: 17,2 km (davon 5,3 km Abstieg von der Hütte)
  • Zeit 10:20 (aktiv 07:04, davon 1:19 Hüttenabstieg)
  • Höhenmeter: 1.166 im Aufstieg und 1.920 im Abstieg
  • Kosten Parkplatz 5 EUR/Tag, Lift 17 EUR für beide Lifte

Hochtour auf den Großen Piz Buin

Die #3 unserer 9 summits Tour ist auch der am weitesten entfernte Gipfel, der mit 3312m Seehöhe den höchsten Punkt Vorarlbergs markiert.

Lange ist es her, dass ich Gletschereis unter meinen Füßen hatte – genaugenommen seit Juli 2017, wo wir den Glockner über den Normalweg bestiegen hatten. Dementsprechend ist die Vorfreude groß, als wir am 21.08. um 08:30 vom Bahnhof St. Pölten klimaschonend mit dem Zug nach Landeck und von dort weiter mit dem Bus auf die Bielerhöhe fahren, um den Piz Buin als 3. Teil unserer 9 summits Tour zu besteigen. Wir sind diesmal Fritz, Lois, Sepp und ich, da Hannes leider kurzfristig absagen musste.

Ein Fragezeichen war aber auch das Wetter – die Prognose lautet Mittwoch abend Regen, Donnerstag Wetterbesserung aber ab Mittag Gewitter (wieder mal). Um 16:00 treffen wir auf der Bielerhöhe ein, es ist wolkenverhangen aber es regnet nicht und es dürfte auch noch ein wenig halten.

Tiefe Wolken aber kein Regen empfangen uns am Silvretta-Stausee.

Also vertrödeln wir keine Zeit und marschieren gleich los, rund 7 km und 2:15 h ist der Weg angeschrieben. Wir nehmen den Sommerweg, der allerdings über weite Teile aus Wasserstellen und kleinen Bächen besteht – es dürfte hier doch viel in den letzten Tagen geregnet haben.

Bei rund 2200 m erreichen wir die Nebelgrenze, doch die Sicht bleibt halbwegs gut im Bereich > 50 m und der Nebel stört uns bis auf die fehlende Aussicht nicht wirklich. Nach rund 1,5 h Gehzeit erreichen wir die „Schlüsselstelle“ – einen doch recht stolzen Bach, den wir durchqueren müssen. Wie das die uns entgegenkommenden Wanderer in ihren Turnschuhen geschafft haben ohne nass zu werden, bleibt mir aber ein Rätsel (die Kameraden klären mich später auf – sie waren eh alle triefend nass). Das Wetter hält und so erreichen wir um 18:05 nach 2:03 Gehzeit gerade rechtzeitig zum Abendessen die Wiesbadner Hütte.

Aus dem Nebel erscheint endlich die Hütte – Glück gehabt und nicht nass geworden.

Am nächsten Morgen gehen wir ganz zeitig los, um den noch schönen Vormittag auszunutzen. Natürlich denken sich das die rund 10 anderen Gruppen auch, und so maschieren sicher über 50 Leute zwischen halb 7 und 7 Richtung Gipfel, wir starten um 06:50.

Die früheren Wege über die Grüne Kuppe sind aufgrund der Gletscherschmelze nicht mehr begehbar, so führt der Weg gleich nach der Hütte runter in den Talboden und dann am Gegenhang – unmittelbar unter dem Gletschertor vorbei über die junge Ill (diese entspringt quasi im Gletscher) ganz nach Westen, wo neben dem Gletscher eine Steilstufe überwunden wird – inkl. ein paar heiklen Stellen, da der Fels hier durch den Gletscher abgeschliffen ist.

Um ca. 08:00 (also nach 1:10) erreichen wir auf einer Höhe von 2650 m den Anseilplatz, wo wir uns mit Steigeisen und Seil ausrüsten. Danach haben wir 2 Möglichkeiten – entweder rechts vom Gletscher im Geröll oder den an dieser Stelle doch etwas steileren Gletscher direkt hinauf – der Gletscher ist die bessere Lösung.

Um 08:30 sind wir dann oben am relativ flachen, aber sehr spaltenreichen Ochsentaler Gletscher – da dieser aber nahezu aper ist, sind die Spalten gut zu sehen. Wir wählen im Aufstieg die etwas direktere Variante, d.h. wir umgehen die große Spaltenzone unten und dann links vorbei Richtung Buin Lücke – kommen aber dabei doch relativ nahe an die Abbruchzone mit entsprechend großen Spalten heran. Das ist zwar so kein Problem, kostet aber etwas Zeit. Nach 2:45 erreichen wir um 09:35 dann die Buinlücke und somit das Depot für die Eisen.

Nach kurzer Verschnaufpause starten wir um 09:45 dann weiter Richtung Gipfel. Ich bin schon gespannt, denn in den Tourenberichten habe ich von 2 Kaminen mit 2- bzw. 2+ gelesen. Zuerst geht es steil bergan, doch nach ca. 10 min erreichen wir den ersten Kamin. Sicherheitshalber nutze ich hier die bestehenden Bohrhaken und hänge uns mit Expressen gesichert ein, wir gehen auch hier in Seilschaft. Unmittelbar nach dem ersten Kamin, der in meiner Wahrnehmung eigentlich keiner ist, erreichen wir dann eine steilere Stelle – auch hier sichere ich mit Expressen ab. Das war’s dann aber auch schon, um ca. 10:15 (also nach 20 min) stehen wir schon wieder auf einem steilen, schuttbedeckten Rücken und steigen in Serpentinen zum Gipfel auf, den wir nach 3:40 um 10:30 erreichen.

Berg heil!

Nach einer halben Stunde Rast (am Gipfel ist wirklich viel los) steigen wir am Aufstiegsweg wieder ab. Den oberen Kamin sichere ich an 2 Stellen mit HMS rück, das geht wirklich gut, unten versteigen wir uns kurz (wobei auch hier viele absteigen, denn es gibt hier mehrere Möglichkeiten) und gehen dann am Aufstiegsweg retour.

Wunderschönes Panorama und viele Bergsteiger am Gipfel.

Kurz vor der Buinlücke dann aber eine Schrecksekunde – vis a vis am Kleinen Piz Buin löst sich von ganz oben ein riesiger Feldbrocken, nimmt noch einiges an losen Material mit und stürzt direkt Richtung Lücke – wo sich gerade 10 – 20 Bergsteiger aufhalten. Wir schreien ihnen zu und nach ein paar Sekunden beginnen sie zu laufen. Keinen Moment zu früh, denn obwohl die meisten Felsen am letzten Hang abgelenkt werden und unterhalb des Ausrüsteplatzes zum Liegen kommen, schaffen es doch einige direkt bis zum Platz. Ein unten zu diesem Zeitpunkt anwesender Bergführer will sich später auf der Hütte sogar mit einem Bier bedanken und erzählt, dass nach dem Felssturz ein größerer Brocken auf seinem Seil lag und einige kleine Steine an ihm vorbei geflogen sind.

Das Depot auf der Buin Lücke und dahinter der Kleine Piz Buin unmittelbar nach dem Steinschlag (die Bergsteiger sind alle rechtzeitig geflüchtet).

Um 11:52 sind wir wieder am Ausrüsteplatz und nachdem wir uns hier nicht wirklich wohlfühlen starten wir um 12 mit dem Abstieg – diesmal wählen wir die aus jetziger Richtung obere linke Variante, umgehen das große Spaltenfeld südlich und biegen erst danach Richtung Anseilplatz ab. Abgesehen von sehr feuchten Verhältnisse gegen Ende ist dies jedenfalls die einfachere und spaltenärmere Variante und aus meiner Sicht eindeutig vorzuziehen.

Nach einer Stunde um 11:50 sind wir wieder am Anseilplatz, versorgen kurz unser Equipment und stiegen ab Richtung Gletschertor. Hier steigen wir anfangs zu schnell ab und landen im geschliffenen Feld – ein paar Meter unter dem Weg, somit müssen wir kurz retour. Retour über die Bäche steigen wir wieder zur Wiesbadner Hütte auf und so endet um 13:58 die Tour beim Ausgangspunkt.

Nachdem das Wetter super hält beschließen wir gleich nach einer kurzen Pause zur Bielerhöhe abzusteigen, diesmal nehmen wir aber den Fahrweg. Nach 1:36 Marschzeit erreichen wir um 16:18 die Bushaltestelle – eine wunderschöne Tour ist erfolgreich zu Ende gegangen.

Gleich sind wir wieder unten!

Fazit: Nach 2-jähriger Abstinenz merke ich wieder, wie viel anstregender Hochtouren im Vergleich mit dem Wandern sind. Einerseits liegt das sicher an der Ausrüstung (2,75 kg das Seil, 1 kg die Steigeisen – in Summe 6 kg an reiner Hochtourentechnik) die den Rucksack deutlich schwerer macht, andererseits aber sicher auch an der Luft. Technisch ist der Piz Buin nicht schwer, ich persönlich hab die 2 Kletterstellen sogar angenehmer empfunden als den Aufstieg auf den großen Geierkogel vor 4 Wochen, aber das ist natürlich immer Ansichtssache.

An dieser Steller wieder DANKE an Lois für unserer super Fotoprotokoll (diesmal von polarsteps – kannte ich bis jetzt nicht) und das Video!

Statistik:

  • Strecke: Bielerhöhe/Silvrettastausee – Sommerweg auf die Wiesbander Hütte – Ochsentaler Gletscher – Biunlücke – Großer Piz Buin. Retour am Aufstiegsweg bzw. ab der Hütte am Fahrweg.
  • Länge: 25,7 km (davon 11,4 km Gipfeltour)
  • Zeit 11:34 (aktiv 08:21, davon 3:39 Hüttenzu- und abstieg)
  • Detailzeiten Gipfeltour: gesamt 6:32, Hütte – Gipfel 3:40, retour 2:52
  • Höhenmeter: 1.482 (Gipfeltour 1.027)