Tag 27: St. Pöltner Hütte – Neue Prager Hütte

Am Ende der Hohen Tauern wartet der Großvenediger. Und wie es sich für die weltalte Majestät gehört, nähert man sich langsam und andächtig – über den St. Pöltner Westweg, auch Venediger Höhenweg genannt.

Im Zuge unserer 9 summit Tour gilt es u.a. noch den Großvenediger zu besteigen. Als Mitglieder der AV Sektion St. Pölten wollen wir diesen über die St. Pöltner Hütte und den St. Pöltner Westweg besteigen – perfekt für mich, kann ich dadurch gleich 2 Etappen am Zentralalpenweg abhaken.

So starten wir eigentlich schon am Donnerstag, den 11.08., nach gutem Frühstück (wie immer bei Lois) von zuhause weg und erreichen kurz vor 14:00 Uhr den Parkplatz am Hintersee im Felbertal (Kostenpflichtig, max. Ticket für 3 Tage erwerbbar). Von dort führt der Aufstieg zur St. Pöltner Hütte ein paar Minuten entlang des Sees, dann vorbei an einer gemütlichen Jausenstation (bei der wir natürlich gleich einkehren) und dann nach knapp 2 km Wegstrecke links hinauf, wo es zuerst steil die Wiesenhänge, dann aber bald Drahtseilgesichert durch die steilen Wandabbrüche geht, bis man nach rund 2,5 h Gehzeit auf einem Hochplateau ankommt.

Ab da geht es zuerst gemütlich dahin, am idyllischen Plattachsee vorbei und gegen Ende wieder etwas steiler zur St. Pöltner Hütte, die man ab Erreichen des Plateaus sehen kann. Gestört wird die Idylle nur von den Hochspannungsmasten über den Felbertauern (die mich im Gegensatz zu denen am Windsfeld diesmal wirklich stören). Kurz vor 18:00 erreichen wir dann die Hütte, die überraschenderweise ziemlich leer ist.

Plattachsee
Auf der St. Pöltner Hütte – es hängt noch die Deko von der 100Jahr Feier von voriger Woche

Der Grund dafür ist wohl auch der, dass die Neue Prager Hütte am 8.8. wegen Wassermangel die Saison vorzeitig beendet hat. Wir haben allerdings beschlossen, es trotzdem zu riskieren und spekulieren mit einem noch vorhandenen Notbetrieb, ansonsten wird es der Winterraum. Der Abend auf der Hütte ist gemütlich und der Hüttenwirt warnt uns noch vor den Gletscherspalten am Berg bzw. dass wir nicht vergessen sollen, vor der Hütte unsere Wasservorräte aufzufüllen – Bäche gibt es dazu genug.

Und so starten wir nach angenehmer Nacht und gutem Frühstück am 12.08. um 07:48 unseren Wandertag – für mich sind das auch die allerersten Zentralalpenwegmeter in Osttirol (die gibt es zwar schon vorher, aber diese Etappen hab ich ja noch nicht). Zuerst geht es kurz bergab und nach ein paar Hundert Meter erreichen wir eine Weggabelung, wo man weiter nach Süden Richtung Matrei (Außergschlöss) absteigen könnte, wir biegen aber nach rechts in den St. Pöltner Westweg ein, auch Venediger Höhenweg genannt.

Es beginnt nun eine wirklich wunderschöne Höhenwanderung hinein in den Talschluss des Gschlösstals, mit den üblichen Auf und Abs, nur einmal unterbrochen von einem kurzen, seilgesicherten Anstieg. Generell an dieser Stelle ein großes Lob an das Wegeteam – sowohl beim gestrigen Aufstieg als auch heute: TOP Wege, bestens markiert und gesichert und man sieht die viele Arbeit, die hier investiert wurde – DANKE dafür!

Nach einem nun doch schon langem Marsch von fast 10km und knapp 5h Gehzeit (inkl. Pausen) beginnen wir um 13:40 den einzig nicht schönen Teil heute – den mühsamen Abstieg über steiles Blockwerk hinunter in den Talboden, wir sind inzwischen schon fast beim Talschluss ergo dem Gletscherende angelangt.

Rechts der Talschluss des Gschlösstals – den Hang voraus werden wir noch queren.

300 hm Abstieg und 40min später ist es geschafft und wir wandern kurz entlang des Gletscherbachs talauswärts, bevor es über eine Brücke auf die andere Seite geht. Das Wetter hat inzwischen wie angekündigt umgeschlagen, Wolken ziehen auf und stellenweise regnet es schon. Wir rasten daher auch nur kurz und steigen nun den steilen Gegenhang (teilweise versichert) wieder auf, bis wir nun sanfter ansteigend den steilen Hang Richtung Alte Prager Hütte queren. Als wir diese gegen 14:40 erreichen, wird der Regen, der uns inzwischen auch eingeholt hat, stärker und wir stellen uns in der zum Museum umgebauten Hütte unter (also für 4 Personen geht es sich im Vorraum gerade noch aus).

Der Regen dauert aber nur kurz und so gehen wir weiter – das Ziel ist inzwischen oben am Berg zu sehen, 300 hm fehlen noch. Ungefähr 10 min nach der Hütte queren wir noch einen Bach, an dem wir unsere Wasservorräte für morgen füllen. Das Wetter wird immer schlechter und wir wechseln auf Regenausrüstung. Das ist gut, denn kaum gehen wir um 15:05 los beginnt es neuerlich zu regnen und dieser wird auch immer stärker. 250hm fehlen noch bis zur Hütte und da wissen wir ja auch nicht genau, was uns erwartet. Doch zuerst müssen wir mal rauf und es beginnt zu Graupeln. Das kenn ich schon, das sind die untrügerischen Vorboten eines Gewitters. So holen wir nach langem Wandertag unsere letzten Reserven raus, inzwischen höre ich es auch donnern – weiter weg zwar, aber man weiß ja nie, was kommt.

Um 15:39 ist es soweit und wir erreichen die Hütte. Diese ist noch nicht Winterfest, aber es brennt kein Licht und sie wirkt verlassen – was sie auch ist. Ich betrete als erstes den Winterraum und stelle fest, wir sind alleine, der Winterraum ist sehr schön und es gibt Brennholz. Also alles gut. Wir machen somit als erstes Feuer, inzwischen ist auch schon die 2. Gruppe da und Thomas packt sich nochmal zusammen und geht unserer Nachzüglergruppe entgegen, um ihnen zu helfen. Bald treffen diese ein und wir feiern meinen Geburtstag als ein ganz besonderes Hüttenerlebnis – Lois hat sogar eine Flasche Wein von der St. Pöltner Hütte herübergetragen.

Wasser finde ich am nächsten Tag in einer Zisterne oberhalb der Hütte, wir wissen aber nicht, ob es Trinkwasser ist. Wir haben aber die Graupel genutzt und diese einfach geschmolzen. Später hat es dann zu schneien begonnen und somit wissen wir nun – Graupel schmecken deutlich besser als Schnee ;).

Danke wieder an Lois für das Video (inkl. Großvenediger und Abstieg).

Link zur Tour auf Bergfex (inkl. Track).

Statistik

  • Wegstrecke: 15,0 km; Aufstieg 6,8 km
  • Zeit: 7:51 (aktiv 5:26); Aufstieg 3:56 (aktiv 2:30)
  • Höhenmeter: 948 auf/634 ab; Aufstieg 1163 auf/4 ab
  • Nächtigung: Neue Prager Hütte bzw. St. Pöltner Hütte am Vortag

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