Tag 18: Schwaberger Hütte – Donnersbachwald

Etappe 19 und der größte Teil von Etappe 20 stehen heute am Programm – gleich sieben 2000er wollen dabei überschritten werden.

Nachdem mich Ende Juli das Unwetter vom Berg gespült hat, denke ich nun schon lange nach wie ich es nun angehe. Öffentlich auf die Schwaberger Hütte zu kommen ist eine Tagesreise inkl. langer Wanderung – mit dem Auto hat es auch keinen Sinn weil ich ja nicht wieder zurück komme. So überlege ich auf die Planneralm zu fahren und einfach die Strecke hin- und retour zu gehen. Am Ende erbarmt sich aber meine Frau und beschließt kurzerhand ein Familienferienausklangswochenende in den Bergen. Quartier finden wir problemlos auch kurzfristig in Donnersbachwald und so teile ich die Etappen 19 – 21 auf 2 Tage auf.

Die mit dem Auto erreichbare Schwabergerhütte am Ende des laaaaangen Bretsteingrabens – Startpunkt meiner Weiterwanderung nach Donnersbachwald.

Nach einer trotzdem langen Anreise und einem gemütlichen Tratsch mit der Schwoagerin starte ich um 08:50 von der Schwabergerhütte los Richtung Große Windluckn (nachdem anscheinend viele Schwierigkeiten haben, den Weg zu finden habe ich den Track hier auch hochgeladen). Der Weg führt auf der Forststraße Richtung Talschluss, nach 200 m quert dieser einen Bach und man verlässt den Weg rechts den Hang entlang (Steigspuren und Markierung leicht erkennbar). Nach ein paar Minuten kommt man zu ein paar zusammenstehenden Bäumen, die man auf der rechten, steileren Seite passiert. Oberhalb der Baumgruppe erreicht man dann die offene Alm und der Steig ist aber hier gut erkennbar. Wichtig ist es, nach insgesamt ungefähr 10-15 min biegt man endgültig nach links ab und verlässt die Almfläche der Schwabergalm. Kurz vor der Windluckn teilt sich der Weg – ich gehe die linke, etwas kürzere und steilere Variante – die Wege führen aber nach ein paar Minuten wieder zusammen. So erreiche ich nach 35 min die Große Windluckn und bin damit wieder „on track“.

Auf der Großen Windluckn (im Hintergrund der Schatterkogel) bei Schönwetter

Nun geht es recht knackig hinauf auf den Kreuzkogel (schönes Kreuz) und dann über eine kleine Einsattelung weiter auf den höchsten Punkte heute – die Breiteckkoppe (einfaches Kreuz), die ich nach knapp 1,5 h um 10:11 erreiche. Von hier aus geht es zuerst 200 m runter und dann recht gemütlich (u.a. durch ein Latschenfeld) dahin, bis es dann wieder kurz steil hinaus auf den Kreuzberg (kein Kreuz, grade mal eine Markierung) geht. Und wieder 150 m runter und dann zuerst links vom Grat, später am Grat rauf auf den Hintergullingspitz, den ich um 11:21 erreiche.

Das kann kein Naturteich sein – doch wer braucht hier ein Pool?

Das Wetter ist inzwischen schöner geworden und der Wind etwas schwächer. Ab dem Kreuzkogel kann ich sogar schon den Rest des Weges bis zur Karlspitze erkennen und ich komme gefühlt auch gut voran. Um 11:49 erreiche ich mit dem Großen Rotbühel dann 2000er #5 und damit auch den letzten Berg von Etappe 21 – hier wäre nun der Abstieg in den Kessel der Planneralm vorgesehen. Anmerkung: der Gr. Rotbühel selber ist nicht direkt am Weg, sondern mit 5 min Umweg zu erreichen – aber man versäumt nix, wenn man ihn auslässt, auch kein Gipfelkreuz :).

Ich bleibe aber oben am Rand des Kessels und quere nach einer gemütlichen Mittagspause weiter über einen kurzen Aufstieg auf die Gläserkoppe (die zähl ich jetzt aber nicht mit) auf die Jochspitze (natürlich auch ohne Kreuz) und gemütlich aber dann doch etwas langwierig rauf zu Gipfel #7 die Karlspitze (sogar mit Gipfelkreuz und -buch – wer hätte das gedacht), von wo an der Weg lange runter nach Donnersbachwald führt. Es ist 13:18, als ich auf der Karlspitze ankomme und ich habe genug Zeit für eine 2. Pause – der Wind hat inzwischen ganz nachgelassen.

Der letzte Aufstieg des heutigen Tages zur Karlspitze hinauf. Der Abschnitt Planneralm – Karlspitze ist übrigens der erste seit dem Ingeringsee, wo ich andere Wanderer sehe – direkt ungewohnt.

So wandere ich von der Karlspitze hinunter in die Karlscharte und biege dort scharf nach links hinten ab. Die nächste halbe Stunde wandere ich lange quer am steilen Hang unter dem Gipfel in den Talboden hinein, bis dann der Weg nach rechts abdreht und mich zur schönen Michelirlingalm führt (bewirtschaftet, aber keine Einkehr), es ist inzwischen 14:20 und ich bin 5 1/2 h unterwegs. Nach der Alm geht es nicht auf der Forststraße sondern gleich rechts runter eine Abkürzung zur nächsten Kurve. Ach ja – es hat inzwischen zugezogen, nieselt ganz leicht (zuwenig für den Regenschutz) und es donnert. Also gehe ich flotten Schritts weiter und übersehe gleich die nächste Abkürzung (der Weg hätte die Straße quasi nur gequert), komm aber gleich drauf und marschiere retour durch den Wald.

Die idyllische Michelirlingalm – Ende des schönen Teils der Wanderung

Dann aber zieht sich der Weg 1,5 km auf der Straße bevor er wieder (sehr gut markiert) rechts abbiegt und dann den Plotschengraben runter führt. Wieder am Weg biegt er bei der Kalchgruberalm in einen Nebenweg ein – Markierung hab ich hier keine gefunden. So geht es in Kehren dann runter bis zum GH Perwein und dann erreiche ich um 15:37 die Hauptstraße und marschiere tapfer auf der Bundesstraße die 3 km bis zu meinem Quartier, dem JUFA,wo ich dann um 16:11 ankomme. Naja, so schön der Weg von der Schwabergerhütte bis zur Michelirlingalm auch ist, so fad ist er von da an bis zum Ziel.

Nachsatz: Sieben 2000er an einem Tag – eine schöne Sache. Mit 1.400 hm sind es zwar „nur“ um 600 hm weniger als von der Edelrautehütte bis Schwabergerhütte und mit 22,3 km sogar etwas weiter, doch sind die beiden Etappen hinsichtlich der Schwierigkeit nicht vergleichbar. Die flacheren Übergänge und auch sanfteren Anstiege machen die Etappe aus meiner Sicht viel leichter. Im Vergleich mit dem Piz Buin von voriger Woche merke ich vor allem das Rucksackgewicht (6 statt 14 kg) massiv, das ist wirklich ein großer Unterschied.

Statistik

  • Wegstrecke: 22,3 km
  • Zeit 7:25 (aktiv 6:23)
  • Höhenmeter: 1375 auf/1915 ab
  • Nächtigung: JUFA Donnersbachwald

Tag 17: Edelrautehütte – Schwabergalm

Groß ist mein Respekt vor der heutigen Etappe, obwohl ich sie aufgrund der Wetterprognose gekürzt habe.

Eigentlich wollte ich heute die lange Version bis zur Planneralm probieren. Doch die unsichere Wetterprognose (es sind am Nachmittag Gewitter angesagt) lässt mich eine Sicherheitsvariante wählen und ich gehe nur bis zur Schwabergalm – mit 8 bis 10 Stunden Gehzeit eh genug für einen Tag.

So beginnt der Tag um 4:45 nach einer angenehmen Nacht, da mich die Hüttenwirtin Doris noch aus dem Lager in ein Zimmer umgelegt hat, damit ich ja gut schlafen kann. Um 05:33 gehe ich dann auch los, nachdem ich das vorbereitete Thermofrühstück ganz alleine eingenommen habe.

Ein paar Meter runter zum Parkplatz, dann biege ich links ein und schon geht es knackig los. So bleibt es auch und pünktlich um 06:30 stehe ich nach 1 Stunde Gehzeit am Großen Hengst.

Weiter geht es leicht bergab und gemütlich Richtung Bösenstein, bis sich dann nach rund 1/2 h der Weg wieder aufsteilt. Dann seh ich überraschend das Gipfelkreuz – so früh hätte ich den Gipfel noch nicht erwartet – doch schnell wird mir klar, ist eh nur ein Wegweiser. Macht nix und nach 2:02 bin ich um 07:35 auf meinen 2. 2000er heute – den kleinen Bösenstein (der gar kein Gipfelkreuz hat) – wo ich mir eine erste kurze Pause von 10 min gönne. Man hätte alternativ auch über den Großen Bösenstein gehen können und ich bin nicht sicher, ob das nicht sogar schneller gehen würde. Aber ich war dort als Kind schon beim Ministrantenausflug oben.

Höchster Punkt am 02er bis jetzt – der Kleine Bösenstein (2.395)- mit Steinmanderl aber ohne Kreuz – das ist dem großen Bruder nebenan vorbehalten.

Nun geht es steil bergab runter zum Perwurzpolster und meine mühsam erarbeiteten hm sind fast allesamt dahin. Und so geht es gleich wieder – gut markiert aber eher weglos – über die steile Wiese rauf Richtung Zinkenkogel. Der Perwurzgupf wird dabei rechts umgangen.

Um 09:35 bin ich oben am Gipfel – diesmal mit Kreuz und ich mache eine Jausen- und Fotopause von 20 min, denn a) bin ich ganz gut in der Zeit und b) schaut das Wetter noch recht stabil aus – es bauen sich keine Gewitter in der Nähe auf. Vom Zinkenkogel aus sehe ich auch erstmals den Weiterweg zum Hochschwung rüber und auch den steilen Anstieg über die Geierkögel.

Am Zinkenkogel ist das Wetter ganz passabel und die Fernsicht auch.

Um 09:55 geht’s gestärkt weiter, zuerst mal runter zum Reiterecksattel (der als solches so nicht wirklich erkennbar ist) und die Römerstraße, die ich auch nur erahnen kann. Ich maschiere aber gleich weiter und überwinde den kleinen Geierkogel – kein Problem der Gupf. Doch auf den großen Geierkogel hinauf schaut die Welt schon anders aus – der ist wirklich steil. An den schwierigen Stellen wurden Seile montiert, was die Sache technisch natürlich deutlich entschärft. Völlig überraschend treffe ich hier einen Wanderer – der sich als Einheimischer herausstellt, der den Weg gerade frisch markiert (danke dafür!). Kurz nach dem Wetter gefragt (es zieht sich inzwischen doch langsam zu) bekomme ich eine beruhigende Antwort – bis 2/3 Uhr dauert es sicher noch, bevor die Gewitter losgehen.

Der Aufstieg ist sehr anstrengend und ich will auch nicht zu viel Zeit verlieren – hinter mir hat sich in kürzester Zeit eine schwarze Wolke gebildet. Und so stehe ich um 11:40 oben und meine Beine wollen Pause machen. Doch ich riskier lieber nicht zu viel Zeit zu verlieren und geh gleich weiter – es geht ja eh schon wieder mal bergab.

Aber nicht lange und es geht wieder bergauf zum Schatterzinken. Hinter mir regnet es, wenn auch nicht viel und rundherum Donnergrollen. Also lass ich den Zinken Zinken sein und umgeh ihn ganz gemütlich rechts. Nach vorne schaut es derweil noch ganz gut aus und ich hoffe, trocken bis zur Alm zu kommen.

Doch kurz vorm Seitnerzinken (übrigens ein ganz gemeiner Berg, auf den man gefühlt 3 mal raufgeht bis man endlich oben ist) erwischt es mich doch und ich bekomme endlich das, was ich seit Tagen (wenn auch in etwas anderer Form) haben will – ein Eis. Doch die Hagelkörner sind klein und das Gewitter harmlos und nach 10 min schultere ich meinen Rucksack und es geht weiter. So stehe ich um 13:35 am Seitnerzinken und sogar die Sonne kommt wieder hervor – alles bestens und anscheinend Glück gehabt.

Am Seitnerzinken – einen hab ich noch, dann ist die Monstertour geschafft.

Genau 8:02 h bin ich unterwegs und wenn das Wetter schön wäre, würde ich jetzt eine ausgedehnte Pause machen und gemütlich zur Planneralm weitergehen. Doch so hetze ich weiter, denn ich trau dem Frieden nicht.

Und 10min vor dem letzten Gipfel – dem Schrattnerkogel ist es dann soweit. Dunkle Wolken ziehen plötzlich auf, es beginnt zuerst zu hageln und dann zu schütten – und es hört nimmer auf. Am Anfang versuche ich mal in halbwegs geschützter Position das Wetter abzuwarten, doch es wird nicht besser, nein es wird eher schlechter. Als dann auch noch Nebel einfällt beschließe ich weiterzugehen – der Abstieg auf die Schwabergalm ist nicht markiert und ich brauche Sicht, um sicher runterzukommen. Zuerst versuche ich den Gipfel südlich (links) zu umgehen, doch das Gelände wird steiler – bei den nassen Boden zu gefährlich. Also steig ich auf und komme wieder auf den Weg. Oben am Gipfel hat das Wetter kurz Erbarmen, der Regen lässt nach – dafür blitzt es unmittelbar vor mir, auch nicht gerade entspannend. So eile ich weiter bis der Grat ein Rücken wird und ich gefühlt nimmer der einzige hohe Punkt in der Gegend bin.

An einem kleinen Buckel angekommen checke ich die Karte – ich bin auf der kleinen Windluckn, doch von einem Steig ist nix zu sehen. Ein Blick runter zeigt mir aber an – hier kann man absteigen und die Hütte seh ich auch. Also geh ich mal ein paar Meter weiter und da geht ein schöner Steig weg – super, ich hab ihn gefunden. Also maschier ich den Steig entlang, doch der führt mich direkt in steiles mit Büschen bewachsenes Gelände und endet abrupt. Die Bodenverhältnisse sind inzwischen sehr schlecht, die Wege Bäche und alle Gräben und Wannen mit Wasser gefüllt. Ich kehre gerade noch rechtzeitig um und beginne zu verstehen, warum manchmal Wanderer plötzlich weder vor noch zurück können.

So suche ich mir jetzt einen Weg runter – ist gar nicht sonderlich schwer und ich finde sogar den Steig, den ich folge. Ein Stacheldraht muss überstiegen werden (ist aber kein Problem) und ich nähere mich der Alm. Den Steig verlier ich aber wieder und am Ende folge ich einen Graben (also aktuell einem tosenden Bach) und gehe runter bis zum Wald. Dort folge ich rechtshaltend einem Feldweg, der führt mich aber nur auf eine andere Wiese und endet dort. Wo ist denn nun die Alm? Das Handy ist tot – Akku dürfte leer sein, also gehe ich durch den Wald schräg nach links mit dem Ziel den Talboden zu erreichen, mein Gefühl sagt mir dass die Alm weiter draussen ist.Tatsächlich komme ich bei einem kleinen Teich raus und sehe von dort das Dach der Hütte – ich habe sie also genau erwischt und bin ca. um 15 Uhr völlig durchnässt auf der Alm wo ich herzlich empfangen und versorgt werde.

Das Handy ist – wie sich später herausstellt – nicht leer, es ist leider in meiner Hosentasche ersoffen – das also zum Thema iPhones sind wasserdicht ;(. Damit auch kein Track und keine Fotos – so ein Sch… . Aber die Handyrettung meint – 80% kriegen sie wieder hin, dauert aber 2 Wochen. Na schauen wir mal … . Update 16.09.: das Handy lies sich (fast) retten, die Daten sind zumindest alle wieder da.

Ja, und damit war an Weitergehen nicht zu denken – die Schuhe waren nach einer Nacht im Backofen noch immer nass und nettenswerter Weise nimmt mich der Baggerfahrer, der den Weg am Sonntag notdürftig saniert hat (es hat dann noch lange weiter gewettert und es war wirklich schlimm), mit nach Judenburg, wo er sich mit seiner Tochter verabredet hat. So lande ich nach einigen spannenden Erfahrungen Offline zu reisen (und einem ganz netten Schaffner, der mir sein Handy geborgt hat damit ich ihm meine Vorteilscard zeigen kann) am Abend wieder daheim.

PS.: @smeki – Somit hab ich mich also wohl doch an Deine Vorgabe gehalten!